Nr. 51
Da dieß sich also verhält, da ferner eine so beträchtliche Verschiedenheit zwischen unsern und euern Ansichten und Meinungen obwaltet, wonach entweder wir gottlos oder ihr fromm seyd; muß da der Frömmigkeit und Gottlosigkeit Grund noch der Parteien Dafürhalten abgewogen werden? Nicht muß derjenige, welcher sich irgend ein Bild bereitet, das er als Gott verehrt; oder welcher ein schuldloses Thier schlachtet und auf geweihten Altären Feuer anzündet, für einen solchen gehalten werden, der göttlichen Dingen sich hingegeben hat. Die Gesinnung macht die Religion und das richtige Denken von den Göttern; so daß man dafür hält, sie begehrten Nichts wider das Geziemende der ihnen zugedachten Erhabenheit: denn da wir alles das insgesammt, was man ihnen darbringt, hier vor unseren Augen zu Grunde gehen sehen, was Anderes können wir als zu ihnen gelangend aussagen, wenn nicht die den Göttern würdigen und ihrem Namen höchst angemessenen Gesinnungen? Dieß aber sind die zuverlässigsten Gaben, dieß die wahrhaftigen Opfer: denn jene Musse, jener Weihrauch sammt dem Fleisch sind des verzehrenden Feuers Nahrung und innigst verbunden den Todtenopfern.
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