Nr. 45
Außer Jemand will sagen: deßwegen mangelte den späteren, nachfolgenden Zeiten dieses Gottes Hut, weil man in denselben auf unfromme und verwerfliche Weise lebte; den früheren aber ward um deßwillen Hülfe gesendet, weil sie unschuldig und von aller Laster Befleckung ferne waren. Dieß ließe sich mit einigem Grunde sowohl hören als sprechen, etwa wenn in den alten Zeiten entweder Alle insgesammt gut, oder in den nachfolgenden Alle bös zur Welt kamen und keine Verschiedenheit unter ihnen stattfand. Da sich aber die Sache so verhält, daß in den großen Völkern, in den Stämmen, ja auch in den Städten das Menschengeschlecht nach allen möglichen Temperamenten, Wollungen, Sitten gemischt ist, so konnten in den frühern Zeiten ebensowohl als in den neuern Gute und Böse neben einander bestehen, und es ist daher genugsam thöricht zu behaupten, es hätten die späteren Sterblichen der Verderbtheit wegen keine Hülfe der Gottheiten verdient. Wenn nämlich wegen der Bösen in den folgenden Jahrhunderten die Guten der neueren Zeit nicht beschützt worden sind, so mußten wegen der alten Bösen die guten Aelteren auf gleiche Weise auch ebenfalls kein Wohlwollen der Gottheiten verdienen. Wenn aber wegen der alten Guten auch die alten Bösen bewahrt worden sind; so mußte auch wegen der jüngeren Guten das nachfolgende Zeitalter, obschon unwerth, beschützt werden. Entweder also hat jene herübergekommene Schlange nach schon gebrochener und entkräfteter Gewalt der Krankheit den Ruf eines Erretters sich angemaßt, da sie durchaus keinen Vortheil gewährte; oder aber man muß zugestehen, daß die poetischen Weissagungen vielfach von wahrhaftiger Weissagungskraft abirrten, da das von ihnen angebene Mittel sich nicht hierauf für alle Zeiten, sondern nur für ein Zeitalter als Hülfe erwies.
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