Dritter Artikel. Das Verhältnis der drei Personen zu den Namen, die vom Wesen gelten.
a) Es scheint, daß der Name „Gott“ z. B. nicht in der Einzahl ausgesagt werden kann. Denn: I. Gott wird genannt, wer die Gottheit hat. Drei Personen aber sind drei, welche die Gottheit haben. Also wie man von mehreren Menschen spricht, weil es mehrere sind, welche das Menschsein haben, so darf man auch nicht von „Gott“ sprechen, sondern von drei Göttern. II. Gen. 1, 1. hat nach dem Hebräischen den Plural in der Bezeichnung Gottes: Elohim. III. Das Wort „Sache“ scheint, da es keine Beziehung ausdrückt, die Substanz zu bezeichnen. Augustin (I. de doctr. chr. cap. 5.) aber sagt: „Die Sachen, deren wir uns freuen sollen, sind: Der Vater, der Sohn und der heilige Geist.“ Also gilt dies auch von anderen Namen, da sie in der Mehrzahl ausgesagt werden, sobald sie das Wesen Gottes bezeichnen. IV. „Gott“ besagt einen die Gottheit Habenden. „Person“ besagt einen Für-sich-bestehenden in der vernünftigen Natur. Wir sprechen aber von drei Personen; also können wir ebenso von drei Göttern sprechen. Auf der anderen Seite sagt die Schrift (Deut. 6, 4.): „Höre, Israel, der Herr, dein Gott, ist ein einiger Gott.“
b) Ich antworte, daß von den Namen, welche das Wesen Gottes bezeichnen, die einen als Substantive ausgesagt werden, die anderen als Adjektive. Die ersten dürfen nur in der Einzahl gesetzt werden; die letzteren müssen in der Mehrzahl stehen. Der Grund davon ist, daß die Substantive etwas als Wesen oder Substanz bezeichnen; die Adjektive aber als Eigenschaft, welche dem Subjekte innewohnt. Die Substanz nun hat an und für sich auf Grund ihrer selbst Sein; und somit auch Einheit oder Vielheit. Also nach Art der Substanz, welche der Name ausdrückt, wird das Substantivum in die Ein- oder Mehrzahl gesetzt. Die Vermögen und Eigenschaften oder Accidentien aber haben kein Sein für sich allein, sondern nur dadurch, daß sie im Subjekte sind. Also nach dem Bestande ihres Subjektes, in dem sie sind, werden sie in der Einzahl gesetzt oder in der Mehrzahl, je nach den Einzeldingen oder den Personen. Nun aber findet sich in den Kreaturen nicht ein und dieselbe Form der Zahl nach in mehreren Einzeldingen oder Personen, außer etwa wenn mehrere Personen ein Kollegium oder viele Menschen ein Volk bilden. In diesem letzten Falle also werden die Substantive von mehreren in der Einzahl ausgesagt; nicht aber die entsprechenden Adjektive. Denn wir sagen: Viele Menschen sind ein Volk, ein Kollegium, ein Heer; und andererseits: Viele Menschen sind kollegialisch. In Gott nun wird das Wesen bezeichnet nach Art der Form; und diese ist im höchsten Grade eine und einfach. Die Namen sonach, welche als Substantive vom göttlichen Wesen ausgesagt werden, gelten von den drei Personen in der Einzahl. Das also ist der Grund, weshalb wohl wir sagen: Gokrates, Plato, Cicero seien drei Menschen; jedoch: der Vater und der Sohn und der heilige Geist seien nicht drei Götter, sondern einer; weil in den drei menschlichen Personen ein dreifaches Menschsein, drei Wesenheiten „Mensch“ sind; in den drei göttlichen Personen aber ist nur eine göttliche Wesenheit. Die Namen aber, welche als Adjektive vom göttlichen Wesen ausgesagt werden, gelten in der Mehrzahl von den drei Peronen wegsn der Mehrheit der einzeln Für-sich-bestehenden. Wir sprechen demgemäß von drei, die existieren; drei, die ewig sind, ungeschaffen etc.; — aber wir sprechen von Einem, was ewig, unermeßlich etc. ist; wie Athanasius sagt im symbolum. I. „Gott“ wird als Substantivum ausgesagt; „habend die Gottheit“ als Adjektiv. Das erste darf nur in der Einzahl gebraucht werden; das zweite in der Mehrzahl. II. Die verschiedenen Sprachen haben verschiedene Ausdrucksweisen. Die Griechen z. B. sagen auf Grund der drei Personen: drei hypostases; und so heißt es im Hebräischen: Elohim. Wir aber sagen weder drei Götter noch drei Substanzen; damit die Mehrheit nicht auf die Substanz bezogen werde. III. Der Name „Ding“, „Sache“ gehört zu denen, die auf alles, was irgendwie ist, sich erstrecken; zu den Transcendentalien. Wird er deshalb von den Relationen in Gott ausgesagt, so heißt es: drei Dinge. Bezieht er sich auf die Substanz, so heißt es : ein Ding. Deshalb sagt Augustinus (l. c.): „Ein und dieselbe Dreieinigkeit ist ein im höchsten Grade erhabenes Ding.“ IV. „Person“ bezeichnet nicht das Wesen oder die Natur; sondern die Beziehungen in Gott. Deren sind aber, soweit es auf den Gegensatz ankommt, drei.
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