Vierter Artikel. Namen, welche das Wesen bezeichnen, können als Subjekt für die göttliche Person stehen; nur müssen sie „konkret“ sein: wie z B. „Gott“.
a) Dagegen spricht: I. Ein Eigenname, der eine Einheit oder Besonderheit ausdrückt, ist Subjekt für eben das, was er bezeichnet; wie z. B. Petrus für keinen anderen Subjekt sein kann als für denjenigen, den der Name ausdrückt. Gott aber ist ein solcher Name, da er nur in der Einzahl gebraucht wird. Also da er nur die Wesenheit bezeichnet, kann er nicht als Subjekt für eine Person stehen; so daß man etwa sagen könne: „Gott zeugt Gott;“ wo also das Subjekt nicht das göttliche Wesen wäre, sondern die Person des Vaters. II. Das Subjekt wird nicht stillschweigend beschränkt durch die Natur der Bedeutung im Prädikat; sondern nur durch die mit in der Bedeutung eingeschlossene Zeit. Wenn ich aber sage: Gott schafft; so bezeichnet Gott als Subjekt das Wesen Gottes. Wenn ich also dann sage: Gott zeugt; so kann nicht das Subjekt durch die bloße notionale Bedeutung des Prädikats auf die Person beschränkt werden. III.Ist dieser Satz wahr, „Gott zeugt“ aus dem Grunde, weil der Vater zeugt; so ist auch jener Satz wahr, „Gott zeugt nicht,“ aus dem Grunde, weil der Sohn nicht zeugt: Also ist Gott zeugend und nicht zeugend; und somit sind zwei Götter. IV. Wenn Gott Gott zeugt, so zeugt Er entweder Sich selbst oder einen anderen. Nicht Sich selbst, weil kein Ding sich selbst erzeugt. (Augustin.: 1. de Trin. c. 1.) Nicht einen anderen, weil sonst zwei Götter wären; also der Satz ist falsch: Gott zeugt Gott. V. Wenn Gott Gott zeugt, so zeugt Er entweder Gott, der Gott Vater ist; oder Gott, der nicht Gott Vater ist. Im ersten Falle wäre Gott Vater gezeugt. Im zweiten Falle ist Gott, wer nicht Gott Vater ist; was falsch ist. Auf der anderen Seite sagt das Symbolum: Gott von Gott.
b) Ich antworte; manche meinten, unter solchen Namen, wie „Gott“ wenn sie als Subjekt dastanden, immer das göttliche Wesen zu verstehen nur durch den „notionalen“ Zusatz (wie zeugen, hauchen) werde als Subjekt die Person bezeichnet. Sie berücksichtigten allein die göttliche Einfachheit, welche erfordert, daß in Gott es durchaus ein und dasselbe sei, was trägt und was getragen wird, was hat und was gehabt wird. Aber in den Eigenheiten der Redeweisen ist nicht nur zu erwägen die bezeichnete Sache, sondern auch die Art und Weise wie bezeichnet wird. Und deshalb, weil dieser Name „Gott“ das göttliche Wesen bezeichnet als in demjenigen befindlich, der es hat; gleichwie der Name „Mensch“ das Menschsein bezeichnet, als in der einzelnen Person befindlich; deshalb haben andere besser gesagt, daß dieser Name „Gott“ aus der Art und Weise, wie er bezeichnet, es hat, daß er auch als Subjekt für eine Person stehen kann, wie ja auch der Name „Mensch“. Ich kann sagen: Der Mensch ist ein sinnbegabtes vernünftiges Wesen; dann ist als Subjekt die Natur oder das Wesen „Mensch“ zu betrachten. Oder ich kann sagen: Der Mensch läuft; dann ist kraft ganz derselben Natur der Bedeutung des Wortes, nur gemäß der verschiedenen Art und Weise zu bedeuten, als Subjekt eine menschliche Person zu betrachten. Mensch bedeutet dann das Menschsein als in einer Person befindlich. Manchmal also steht „Gott“ als Subjekt für das Wesen Gottes, wie wenn man sagt: Gott schafft; denn dieses Prädikat kommt dem Subjekt zu auf Grund der bezeichneten Form, welche die Gottheit ist. Manchmal steht wieder „Gott“ als Subjekt für die Person; und zwar für eine nur, wie wenn ich sage: Gott zeugt, oder für zwei, wenn ich sage: Gott „haucht“, oder für drei, wenn es heißt: „Dem Könige der Zeiten, dem Unsterblichen, Unsichtbaren, Gott allein die. Ehre.“ (I. Tim. 1,17.)
c) I. Dieser Name kommt wohl mit anderen Eigennamen darin überein, daß die durch ihn bezeichnete Form, das Wesen, nicht vervielfältigt wird; mit den allgemeinen Bezeichnungen aber darin, daß die bezeichnete Form in mehreren Personen gleichmäßjg ist. Deshalb braucht nicht immer das Wesen verstanden zu werden, wenn er als Subjekt steht. II. Dieser Einwurf ist gegen jene obenerwähnten Autoren gerichtet, die da meinten, es widerstreite der Natur der Bedeutung des Namens „Gott“, daß er für die Person als für das Subjekt stände. III. Der Name „Mensch“ verhält sich als Subjekt nicht ganz so wie dieser Name „Gott“. Denn die durch den Namen „Mensch“ bezeichnete Form, also das Menschsein, wird wirklich und thatsächlich in einem jeden der einzelnen Menschen so gefunden, daß sie dem wirklichen Sein nach getrennt ist in dem einen Menschen vom anderen. Und deshalb ist, wenn nichts Besonderes hinzugefügt wird, der Name „Mensch“ immer Subjekt als Bezeichnung einer vom anderen getrennten Person. Die Einheit dagegen oder die Gemeinsamkeit der menschlichen Natur besteht nicht der wiklichen Thätsächlichkeit nach, sondern nur in der Erwägung der Vernunft. Deshalb ist unter dem Namen „Mensch“, als einem Subjekte, erst dann die allgemeine menschliche Natur zu verstehen, wenn ein Zusatz dies erfordert; wie z. B.: Der Mensch ist eine Gattungsart. Die durch den Namen „Gott“ bezeichnete Form aber ist eine reine Einheit; und ist trotzdem Mehreren gemeinsam dem wirklichen Bestande nach und nicht bloß als Erzeugnis der Vernunft, wie die Gattungsformen. Deshalb ist unter „Gott“ als dem Subjekte an und für sich die eine gemeinsame wirklich bestehende Natur zu verstehen und erst aus einem Zusatze wird entnommen, wenn „Gott“ als Subjekt eine Person ausdrückt. Wenn gesagt wird, „Gott zeugt“, so ist erst auf Grund des „notionalen“ Altes des Zeugens das Subjekt die Person des Vaters. Wenn wir aber sagen „Gott zeugt nicht,“ so ist in diesem Ausdrucke kein Zusatz enthalten, der den Namen „Gott“ zur Person des Sohnes hin bestimmte; und somit wird damit bezeichnet, daß der Natur Gottes das Zeugen widerstrebt. Sollte aber etwas hinzugesetzt werden, was zur Person des Sohnes gehört, wie: Gott als erzeugt zeugt nicht; so wäre die Redeweise richtig. Also folgt nicht: Es ist ein zeugender Gott und ein nicht zeugender Gott; außer wenn etwas zur Person Gehörendes hinzugesetzt wird, wie z. B. der Vater ist zeugender Gott; der Sohn ist nicht zeugender Gott. Daraus folgt aber nicht, daß mehrere Götter sind; denn Vater und Sohn ist ein Gott. IV. Dieser Satz ist falsch: Der Vater zeugt Sich selbst als Gott; denn dieses „Sich selbst“ bezieht sich auf dieselbe Person. Augustin (Ep. 66. ad Maxim.) ist dem nicht entgegen, wenn er sagt: „Gott Vater zeugte ein anderes Sich selbst.“ Denn damit ist bloß die Identität der Natur ausgesprochen; und das heißt: Der Vater zeugte einen änderen, Ihm im höchsten Grade Ähnlichen. Die Redeweise ist aber eine uneigentliche oder emphatische. Der andere Satz ist auch falsch: Er zeugte einen änderen Gott. Denn der Sohn ist wohl ein anderer wie der Vater; aber man darf Ihn nicht einen anderen Gott nennen, da das Adjektivum „anderer“ seine Bedeutung zum Substantivum „Gott“ hinzutreten ließe und so ein Unterschied in der Gottheit sich ergäbe. Andere aber meinen, man könm dies zugeben: Zeugte „einen anderen Gott“; man müßte jedoch dann den „anderen“ als Substantiv auffassen und „Gott“ als Adjektiv gebraucht, also: einen anderen, der Gott ist.Immer aber bleibt eine solche Ansdrucksweise eine uneigentliche und muß vermieden werden. V. Dieser Satz ist falsch: Gott zeugt Gott, der Gott Vatet ist. Denn da dieses „Vater“ ein Zusatz ist für „Gott“, so bestimmt es diesen dahin als die Person des Vaters zu gelten; so daß der Sinn ist: Gott zeugt Gott, der da der Vater ist; also wäre der Vater gezeugt. Sonach ist der negative Satz falsch.
