Dritter Artikel. Das Weltall wird von einein Einzigen regiert.
a) Dagegen spricht: I. Aus den Wirkungen schließen wir auf die Ursache. In der Leitung der Dinge erscheint es aber offenbar, daß dieselben nicht in gleichförmiger Weise geleitet werden und thätig sind. Denn die einen wirken mit Freiheit, die anderen mit Notwendigkeit; und so sind noch andere Unterschiede. Also ist nicht Einer der Weltregierer. II. Wenn mehrere Dinge von Einem geleitet werden, so besteht unter denselben kein Widerstreiten, außer etwa auf Grund der Unfähigkeit oder der Ohnmacht des Regierenden. Die Geschöpfe aber streiten und kämpfen untereinander in vielfacher Weise. III. In der Natur findet sich immer was besser ist. „Besser ist es aber,“ heißt es Ekkle. 4, 9., „daß zwei zugleich seien wie einer bloß.“ Also die Natur wird nicht von einem Einzigen regiert. Auf der anderen Seite bekennen wir einen Gott und einen Herrn nach 1. Kor. 8, 6.: „Uns ist ein Gott Vater ... und Herr;“ was Beides sich auf die Weltregierung bezieht. Denn der „Herr“ lenkt die Untergebenen; und der Name „Gott“ kommt von der Vorsehung. Also wird die Welt von Einem regiert.
b) Ich antworte, es sei durchaus notwendig, daß die Welt von Einem regiert werde. Denn da der Endzweck der Weltregierung das ist, was seinem Wesen nach Gut ist, d. h. das allseitig Beste, so muß auch die Weltregierung die beste sein. Die beste Regierung aber ist die, welche von Einem ausgeht. Der Grund davon ist, daß Regieren nichts Anderes ist wie die Regierten zum Zwecke, also zu einem Gute hinleiten. Die Einheit aber gehört zum Charakter und Wesen des Guten, wie Boëtius zeigt. (3. de consolat. pros. 11.) Denn wie alle Dinge nach dem Guten streben, so streben sie alle nach der Einheit, ohne welche sie ja nicht sein können, da jegliches nur insoweit ist als es eines ist. Sonach sehen wir, wie jedes Ding nach Kräften seiner Auflösung widersteht und daß die Auflösung der bestandenen Einheit aus der Ohnmacht des betreffenden Dinges herrührt. Und deshalb strebt jener, der eine Vielheit regiert, nach Einheit und Frieden. Die Ursache der Einheit kann aber an und für sich nur eine Einheit sein. Denn mehrere können nicht eine Vielheit einigen, wenn sie nicht selber irgendwie eins sind. Und sonach ist es weit passender, das, was an und für sich eins ist, sei die Ursache der Einheit, wie mehrere, die irgendwie zu einer Einheit erst verbunden sind; und somit wird eine Vielheit besser regiert durch einen wie durch mehrere. Die Weltregierung aber ist die beste. Also geht sie von Einem aus. Das deutet Aristoteles an mit den Worten (12 Metaph.): „Die Seinsarten wollen nicht schlecht geleitet sein; eine Mehrheit aber in dem, was mitgeteilt wird oder mitteilt, ist an sich kein Gut; einer sei also Regierer.“
c) I. Die Bewegung ist die Thätigkeit des Beweglichen, soweit der Bewegende den Anstoß giebt. Der Unterschied also in den Bewegungen kommt von der Verschiedenheit in den beweglichen Dingen; und diese Verschiedenheit wird gefordert vom All und nicht von einer Verschiedenheit der Regierenden. II. Die Gegensätze scheiden sich mit Rücksicht auf die nächsten Zweckbestimmungen; sie kommen zusammen im letzten Endzwecke des All. III. In den einzelnen beschränkten Gütern ist besser zwei wie eins; was aber seinem Wesen nach Gut ist, zu dem kann nichts mehr hinzugefügt werden.
