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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Grégoire de Nazianze (329-390) Orationes XLV Reden (BKV)
II. Rede

50.

Wenn wir einen von diesen Leuten verstandesgemäß beeinflussen mit den gütigen Worten: „Sage mir, Verehrtester, gilt bei dir Tanzen und Flötenspielen etwas?“ würden sie mit ja antworten, auch die Frage: „Was gilt dir Weisheit und Weise-Sein? Ist es dir gleichbedeutend mit Kenntnis des Göttlichen und Menschlichen?“ werden sie bejahen. „Haltet ihr Tanzen und Flötenspielen für besser und wichtiger als Weisheit oder eher umgekehrt?“ „Über allem steht die Weisheit“, werden sie natürlich antworten, und soweit sind sie ganz vernünftig. „Während nun Tanz und Flötenspiel gelehrt und gelernt werden muß, Zeit, viel Schweißtropfen und Mühen, bisweilen auch Geld erfordert, der Empfehlungen, weiter Reisen und aller jener Arbeiten und Leiden bedarf, wodurch man sich Erfahrung sammelt, sollten wir die Weisheit, die in allem den ersten Rang einnimmt und alles Herrliche in sich birgt, so daß selbst Gott, der doch viele Namen führt, sich am liebsten mit diesem Namen bezeichnen läßt, für etwas so Leichtes und Abgedroschenes halten, daß es außer dem Willen, weise zu sein, nichts braucht? Das wäre vollendeter Unsinn.“ Wenn wir oder sonst ein Unterrichteter und Gebildeter so zu ihnen sprechen, um sie etwas von ihrem Irrtum zu bekehren, so heißt dies, auf Felsen säen und tauben Ohren predigen. Sie besitzen nicht einmal so viel Weisheit, daß sie ihre eigene Dummheit einsehen. Mit Recht scheint mir Salomon von ihnen zu sagen: „Schlimmes sah ich unter der Sonne, nämlich einen Menschen, der sich einbildete, weise zu sein1.“ Und noch schlimmer S. 33 ist es, wenn einer, der seine eigene Unwissenheit nicht einsieht, mit der Erziehung anderer betraut wird.


  1. Vgl. Ekkle. (= Prediger)10, 5; Sprichw. 26, 12. ↩

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