6. Von dem Priester Cato
Die Bischöfe jedoch, die herbeigekomnien waren um den heiligen Gallus zu beerdigen, sprachen, als sie ihn beerdigt hatten, zum Priester Cato: »Wir sehen, daß dich der größte Teil des Volkes sehnlich wünscht. Komm also und willige ein, wir wollen dich segnen und zum Bischof weihen, der König1 ist noch ein Kind, und wenn irgend eine Schuld auf dich gebracht wird, so werden wir dich schon unter unseren Schutz nehmen und mit den Fürsten und Herren in König Theudebalds Reich also die Sache wenden, daß dir kein Unbill zustoße. Verlaß dich ganz Auf Uns« denn wir sagen dir für alles gut. Uiid sollte ja irgend ein Schaden dir zustoßen, so werden wir ihn dir ersetzen von unserer S. 185 eigenen Habe« Da sprach jener, aufgebläht von eitlem Hochmutsdünkel: »Jhr wißt ja wohl, wie der Ruf von mir geht, daß ich von Anbeginn meiner Jugend immer fromm gelebt, fleißig gefastet und an Almosengeben mein Gefallen gehabt habe, oftmals habe ich viele Nächte hintereinander durchwacht und mit Psalmensingen des Nachts auf der Wacht gestanden. Deshalb duldet der Herr mein Gott, dem ich so eifrig gedient habe, nicht, daß ich dieser Berufung beraubt werde. Auch habe ich alle Stufen des geistlichen Amts immer nur in kirchlich rechter Weise erlangt. Zehn Jahre war ich Lector, fünf Jahre habe ich im Amt des Subdiakonen gedient, fünfzehn Jahre aber brachte ich als Diakon zu, und zwanzig Jahre bekleide ich die Würde des Priestertums2 Was bleibt mir denn nun noch übrig, als daß ich das Bistum empfange, das mein treuer Dienst wohl verdient hat? Kehrt also zurück zu euren Städten, und was eurem Vorteil dienet, das tut. Denn ich will diese Würde nur auf dem Wege erlangen, den die Gesetze der Kirche vorschreiben« Da die Bischöfe dies hörten, verwünfchten sie seinen törichten Eigendünkel und gingen von dannen.
