26. Von den Gemahlinnen Chariberts
König Charibert nahm dagegen zu seinem Gemahl die Jngoberga, von der er eine Tochter hatte, welche später, da sie sich vermählte, nach Kent kam1. Jngoberga hatte aber dazumal in ihrem Dienst zwei Mädchen, eines armen Mannes Töchterz die eine hieß Marcovefa und trug Nonnenkleider2, die andere Meroflede, und der König war diesen Mädchen sehr zugetan. Sie waren, wie gesagt, die Töchter eines Wollarbeiters Und Jngoberga, voll Eifersucht auf sie, weil sie der König liebte, ließ einst ihren Vater in ihren Gemächern im Geheimen arbeiten, damit der König ihn sehen sollte und sich dann der Mädchen schämte. Und als der Vater bei der Arbeit war, rief sie den König. Jener aber, der etwas besonders Neues zu sehen hoffte, S. 212 lam und sah jenen von fern, wie er die königliche Wolle zurichtete Und als er dies sah, wurde er zornig, verließ Jngoberga, und vermählte sich mit Meroflede Er nahm auch ein andres Mädchen zur Ehe, eine Schäferstochter, mit Namen Theudichilde; von dieser soll er einen Sohn gehabt haben, der aber sogleich nach der Geburt starb und begraben wurde.
Zu der Zeit dieses Königs vertrieb Leontius3 zu Saintes, als die Bischöfe seiner Provinz versammelt waren, den Emerius vom Bistum, indem er behauptete, daß er nicht aus kirchlichem Wege zu seiner Würde gelangt sei. Er hatte sich nämlich einen Erlaß vom König Ehlothachar ausgewirkt, daß er geweiht werden sollte, obwohl die Zustimmung seines Metropoliten fehlte, da dieser gerade nicht gegenwärtig war. Und als Emerius vertrieben war, setzten die von Saintes eine Urkunde aus4, worin sie um die Einsetzung des Heraclius, eines Priesters damals zu Bordeaux, baten, unterschrieben sie eigenhändig und übersandten sie an König Eharibert durch den genannten Priester. Dieser kam über Tours, erzählte dem heiligen Eufronius alles, was geschehen war, und bat ihn, daß auch er jene Urkunde unterzeichnen möchte. Dies aber wies der Mann Gottes ganz entschieden zurück. Als nun der Priester nach der Stadt Paris gekommen war, stellte er sich dem Könige vor, und sprach: »Sei gegrüßt, ruhmreicher König! Der apostolische Stuhl5 entbietet deiner Herrlichkeit den reichsten Segenswunsch.« Da sagte der König: »Bist du etwa nach Rom gereist, daß du mir einen Gruß vom Papste zu Rom bringst?«
»Nein,« sagte der Priester, »Leontius entbietet mit seinen Mit— bischöfen dir den Batergruß, und meldet dir, daß er den Eymulus6 S. 213 denn so pflegte man den Emerius von Kindheit an zu nennen — vom Bistum entsetzt habe, weil er sich das Bistum von Saintes gewonnen hat, ohne die Bestimmung der Kirchensatzungen zu beachten. Und deshalb senden die von Saintes diese Urkunde an dich, daß ein anderer an seine Stelle gesetzt werde, auf daß so, während die Übertreter der Kirchengesetze nach Gebühr gestraft werden, die Macht deiner Herrschaft bis auf die fernsten Zeiten bewahrt werde« Da er dies sagte, erzürnte der König und hieß ihn aus seinen Augen schaffen. Er befahl, ihn auf einen mit Dornen belegten Wagen zu werfen und in die Verbannung zu verstoßen. »Meinst du,« sagte er, »von den Söhnen König Ehlothachars sei keiner mehr übrig, der die Taten seines Vaters aufrecht hält, da diese Menschen einen Bischof, den sein Wille eingesetzt hatte, ohne unser Urteil entsetzt haben?« Und sogleich sandte er einige fromme Männer7 ab und setzte den Bischof wieder in seine Stelle ein, und mit ihnen kamen einige von seinen Kämmerern, die von dem Bischof Leontius tausend Goldgulden eintrieben, die andern Bischöfe aber bestrafte er nach ihrem Vermögen. So wurde die dem Fürsten angetane Beleidigung gerächt.
Nachdem nahm er Marcovefa, die Schwester der Meroflede, zur Ehe, weshalb beide vom heiligen Bischof Germanus in den Kirchenbann getan wurden8 Aber da der König sie nicht verlassen wollte, traf sie das Gericht Gottes und sie starb, und der König selbst verschied nicht lange nach ihr9.
S. 214 Nach seinem Tode sandte Theudichilde, eine von seinen Gemahlinnen10 zum König Gunthramn und bot sich ihm von freien Stücken zur Ehe an. Der König antwortete aber ihren Boten: »Es beliebe ihr zu mir zu kommen mit ihren Schätzen Jch werde sie zur Ehe nehmen, und sie hochstellen in meinem Volke, so daß sie noch größere Ehren bei mir genießen soll, als bei meinem Bruder, der jüngst verstorben ist.« Da war jene voll Freude, raffte alles zusammen und reiste zu ihm. Als dies der König sah, sprach er: »Besser ist es, diese Schätze bleiben bei mir, als daß sie, die unwürdig meines Bruders Bett betrat, dieselben hinter sich behalte« Darauf nahm er ihr das meiste ab, einiges aber ließ er ihr, und sandte sie in das Kloster zu Arles. Sie gewöhnte sich jedoch schwer daran, Fasten und Nachtwachen zu ertragen, und ging deshalb im Geheimen durch Boten einen Gothen an; wenn er sie nach Spanien entführen und sich mit ihr vermählen wolle, so versprach sie ihm, mit ihren Schätzen das Kloster zu verlassen und ihm freudig zu folgen. Jener sagte es ihr ohne Zaudern zu, und als sie schon ihre Sachen zusammengepackt, die Bündel geschnürt hatte und aus dem Kloster zu entspringen gedachte, kam die Aufmerksamkeit der Äbtissin11 noch ihrer Absicht zuvor. Ihr Anschlag wurde entdeckt, und die Äbtissin ließ sie schwer geißeln und in den Kerker werfen, in dem sie bis zum Ende ihres zeitlichen Lebens blieb und nicht geringe Leiden zu ertragen hatte.
Sie hieß Aldeberga oder auch Bertha und wurde König Ethelbert von Kent vermählt. Sie zeichnete sich durch ihren Eifer fiir Verbreitung des Christentum-Z unter den Angelsachsen und die tätige Unterstützung des Augnstiiins und seiner Gefährten aus. Gregor erwähnt ihrer noch einmal V. DE, Kap. W. ↩
Vgl. S. 53, Annk 2. ↩
Bischof von Bordeaux. ↩
Vgl. S. 197, Anm. L. · » ↩
Mit dem Beiwort »apostolisch« werden ursprünglich nicht nur die Papste« sondern auch Bischöfe belegt; für Gregors Zeit Vgl— DIE AktEU DE! SPUVVE des Aspasius von Eauze 551 und von Paris 573, M. G. com. I, 113MS« UCVM allerdings den Namen vornehmlich insAnspruch, daher die AUtWOkt des KMUgss ↩
Die Bedeutung dieses Beinamens ist unbekannt. ↩
d. h. Geistliche. ↩
Die Kirchengesetze untersagten die Ehe mit der Schwester der früheren Frau. ↩
Er starb zu Paris. Das Jahr steht nicht fest, man schwankt zwischen 567 und 568 (vgl. W. Levison, NA. XXXV [1.—)10] 39). In: Gegensatz zu Gregor verhekklichk Fortunatus (VI, L) die Tugenden König Chariberts und preist namentlich auch seine Bildung in der lateinischen Sprache. Es heißt von ihms: Du, ein sikambrischer Mann, entstammst dem gewaltigen Stanune, Aber beredt entströmt Latiums Rede dem Nimm. Welcher Lllieister bist du des Worts in eigener Llliundarh Da. in der Sprache Gewalt selbst du uns Römer liesiegst. Chariberts Reich wurde unter seine Brüder geteilt. Vgl. unten Kap. 45 und den Vertrag von Andelot, B. XX. Kap. So. Aus beiden Stellen geht hervor, daß damals über die Teilung ein Vertrag zwischen Chilperich, Sigibert und Gunthramn gemacht wurde, der uns jedoch nicht erhalten ist. Die Bedingungen desselben find zum Teil aus dem Vertrage von Andelot zu erkennen. Die Orte im Reiche des Syagriucksu WIO Paris und Senlis, wurden geteilt, so daß jeder der Brüder ein Dritteil erhielt. Jn Aquitanien erhielt jeder der Brüder einen Anteil: die östlichen Teile Gunthisamtjs Bordeaux, Limoges, Cahors, Böarn und Bigvkke Chkkpekichs DE! sik d« GAUVMTDU zur Morgengabe schenkte; Tours Poitiers und andere Städte Skgkbkkki Chlspsklch erhielt außerdem ein Gebiet zwischen Loire und Seine. » h ↩
Vgl. Oben S. 212. ↩
Es war Liliola, die dritte Äbtissin des Klosters. ↩
