14. Wie Chlothachar abermals gegen die Sachsen zog
Als Chlothachar nach dem Tode des Theudebald das Frankenland1 überkommen hatte, und in demselben den Umritt S. 196 hielt2, hörte er, daß die Sachsen in ihrem Übermut sich wiederum3 erhöhen, sich empörten, und die Tribute, welche sie jährlich darzubringen pflegten, zu geben verabsäumten. Hierüber ergrimmt, brach er gegen sie auf. Und als er schon ihrer Grenze nahe war, schickten die Sachsen Gesandte zu ihm und sprachen: »Wir haben ja nichts gegen dich im Sinn, und was wir deinen Brüdern und Neffen zu geben pflegten, enthalten wir auch dir nicht vor, ja mehr noch wollen wir dir entrichten, wenn du es verlangst. Nur um dies eine bitten wir dich, es sei Friede zwischen uns, dein Heer und unser Volk treffe nicht im Kampfe zusammen« Da Chlothachar dies hörte, sagte er zu den Seinigen: »Diese Menschen haben recht. Laßt uns nicht über sie kommen, damit wir nicht etwa gegen Gott sündigen.« Aber jene sprachen: »Wir wissen ja, es sind Lügner, und sie werden nimmer erfüllen, was sie versprechen. Laßt uns hereinbrechen über sie.« Und abermals baten die Sachsen um Frieden und boten von aller fahrenden Habe die Hälfte. Und der König Chlothachar sagte zu den Seinigen: »Stehet ab, ich bitte euch, von diesen Menschen, damit nicht der Zorn Gottes über uns komme« Aber jene wollten darauf nicht eingehen. Und wiederum boten die Sachsen ihre Kleider, ihre Herden, und ihre ganze fahrende Habe. »Dies alles,« sagten sie, »nehmet mit der Hälfte unsres Landes, lasset uns nur unsere Weiber und unsere Kleinen, und lasset es nicht zum Kriege zwischen uns kominen.« Die Franken wollten sich aber auch hierbei nicht beruhigen. Da sagte der König Chlothachar zu ihnen: »Stehet ab, ich bitte euchstehet ab von diesem Vorhaben. Denn wir haben keine gerechte S. 197 Sache. Gehet nicht in einen Krieg, in dem ihr euch nur zugrunde richtet. Wollet ihr aber doch auf eure eigne Hand m de» Krieg ziehen, so werde ich euch nicht folgen« Darauf erhoben sich jene wütend gegen König Chlothachar, zerrissen sein Zelt, verfolgten ihn mit Schmähungen, ergriffen ihn mit Gewalt und wollten ihn töten, wenn er noch länger zögerte, mit ihnen zu ziehen. Da dies Chlothachar sah, zog er unwillig mit ihnen in den Krieg. Doch als es zur Schlacht kam, wurden sie von den Feinden unter gewaltigem Blutvergießen auf das Haupt geschlagen, und eine so große Menge fiel auf beiden Seiten, daß niemand sie schätzen oder berechnen kann. Darauf bat Chlothachar sehr beschämt die Sachsen um Frieden, nicht mit seinem Lbillery sagte er, sei er gegen sie in den Krieg gezogen. Und als er den Frieden erhalten hatte, zog er heim4.
Austrasiem Theudedalds 2lteicl), »wird hier Lund unten, Kap. is, ini engeren Sinne Frankenland (Fraiicia) genannt. Sonst wird der Name Francia besonders von dem Land von der Maus und Sonime bis zur Loire, svon Neustrien gebraucht, und die Austri oder Austrasii werden den Franci entgegengesetzt. Vgl. Waixy DCUkschE Vekspssungsgeschichte (3. Aufl.) 1l l, 154, Anm. 1. ↩
Nach alter deutscher Sitte zieht der König UUch de! Thronbesteigung durch sein Reich, um es »gleichsam dadurch, wie der Erwerber eines Ggiingcttlkrkswlilgdfglxxkrk lichen Besitz zu nehmen«« und sich seinen Untertanen zu zeigen. ieDeutsche Rechts; unten Kap. 16 und B. VIL Kap. 10 ermahnt« Vgl— I— Gksmms - altertümer (4. Aufl) 1l, 329 ff. ↩
Vgl. oben Kan 10. ↩
Wir hören weder hier noch unten Kap. 16 und 17 von glücklichen Erfolgen Chlothachars gegen die Sachsen, jedoch erzählt der sogenannte Fredegar (IV, 74; vgl. die Fortsetzung Kap. 117), daß dieser König den Sachsen einen jährlichen Tribut von 500 Kühen auferlegt und diesen erst König Dagobert erlassen habe (632 od. 633). ↩
