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Wer wäre imstande, selbst im Rahmen eines eigenen Werkes, sämtliche Stellen aus den alttestamentlichen Büchern des Gesetzes und der Propheten, die Christus modellhaft ankündigen, auch nur in grösster Kürze zu streifen? Doch vielleicht denkt mancher, es sei dies nichts als ein geistreiches Spiel, sämtliche Ereignisse, die sich da im Lauf der Geschichte all die Jahrhunderte ereigneten, als Sinnbilder Christi umzudeuten. Das können vielleicht Juden oder Heiden behaupten; jenen aber, die als Christen gelten wollen, lastet die Autorität des Apostels auf den Schultern, der sagt (I Kor. 10,11): Dies alles widerfuhr ihnen modellhaft, und nochmals (ib. 10,6): Dies alles waren Modellbilder für uns. Wenn Ismael und Isaak, die ja Menschen von natürlicher Abkunft sind, als Sinnbilder für die zwei Testamente dastehen (cf. Gal. 4,22), was soll man dann von all den Ereignissen halten, die ohne natürlichen Zweck, ohne praktische Notwendigkeit abliefen? Haben sie keinen Sinnbildwert? Wenn einer von uns, der die Hebräischen Buchstaben, d.h. jene Schriftzeichen, die für Laute stehen, nicht kennt, diese an einer Wand an herausgehobener Stelle aufgemalt sähe: wer wäre da so einfältig und meinte, es handle sich um eine Wandbemalung? Würde er nicht vielmehr erkennen, dass es sich um Schriftzeichen handeln, sodass er, auch wenn er sie nicht zu entziffern vermöchte, nicht daran zweifeln würde, dass diese Striche einen Sinn enthalten? Genau so muss ein jeder, der unverdorben liest, was da im alten Dokument der Heiligen Schriften steht, so tief davon berührt werden, dass er gar nicht bezweifeln kann, dass darin ein tiefer Sinn enthalten ist.
