8.
Innert sechs Tagen vollendete Gott in der Genesis all seine Werke, am siebenten ruhte er aus (cf. Gen. 2,1 f.). In sechs Epochen gliedern die Werke Gottes den irdischen Gang der Menschheit durch die Abfolge der Zeiten. Deren erste dauert von Adam bis Noe, die zweite von Noe bis Abraham, die dritte von Abraham bis David, die vierte von David bis zur Wegführung nach Babylon, die fünfte von da ab bis zur Ankunft unseres Herrn Jesus Christus in Niedrigkeit (cf. Phil. 2,8), in der sechsten stehen wir heute, und sie dauert, bis er kommt in Herrlichkeit zum Gericht (cf. Mt. 25,31). Als siebte Epoche aber versteht man die Zeit der Ruhe für die Heiligen, nicht in diesem, sondern im andern Leben, wo jener Reiche, während er selber in der Unterwelt Qualen erlitt, den Armen sich ausruhen sah (cf. Lk. 16,23), wo es nicht mehr Abend wird, da es dort kein Schwinden der Dinge gibt. Am sechsten Tag wird in der Genesis der Mensch nach dem Abbild Gottes gestaltet (cf. Gen. 1,27): in der sechsten irdischen Epoche offenbart sich unsere Umgestaltung in der Erneuerung des Geistes nach dem Bild dessen, der uns geschaffen hat, wie es der Apostel ausdrückt (cf. Kol. 3,10); für den Mann wird, während er schläft, aus seiner Seite die Frau geschaffen (cf. Gen. 2,22): für Christus wird, während er stirbt, aus dem Mysterium seines Blutes, das aus der Seite des Toten ausfloss, die Kirche geschaffen (cf. Joh. 19,34); Eva, die aus der Seite ihres Mannes geschaffen wurde, wird Leben und Mutter der Lebenden genannt: und der Herr sagt im Evangelium (Joh. 6,53): Wer nicht mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, wird das Leben nicht in sich haben. Und so kündigt alles, was man dort liest, wenn man es unbefangen und Satz für Satz überdenkt, Christus und seine Kirche mit ihren guten und schlechten Christen an. Denn nicht umsonst sagte der Apostel (Rm. 5,14): Adam, der die Vorgestalt dessen ist, was kommen wird, und ebenso (Eph. 5,31 f.): Der Mann wird Vater und Mutter verlassen und sich an seine Ehefrau binden, und sie werden zwei sein in einem Fleisch. Dies ist, wie er sagte, ein tiefes Heilsgeheimnis, ich aber beziehe es auf Christus und die Kirche. Denn wer würde nicht erkennen, dass Christus, der zwar in der Gestalt Gottes war, es aber nicht als seine Beute ansah, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst entäusserte und Knechtsgestalt annahm (Phil. 2,6 f.), auf diese Weise seinen Vater verlassen hat, und dass er auch seine Mutter, die Synagoge der Juden, welche in fleischlicher Weise dem Alten Testament ergeben war, verlassen und sich mit der Heiligen Kirche als seiner Ehefrau, verbunden hat, um mit ihr zusammen im Frieden des Neuen Testaments zwei zu sein in einem Fleisch. Denn während er Gott war bei seinem Vater, durch den wir geschaffen wurden, ist er durch das Fleisch unserer Natur teilhaftig geworden, damit wir Körper sein konnten an jenem Leib, dessen Haupt er war.
