10.
Gott fragt nun Kain (cf. Gen. 4,9) – aber nicht als Unwissender, um sich bei ihm zu informieren, sondern als Richter, um ihn als Angeklagten der Strafe zuzuführen –, wo sein Bruder sei. Jener antwortete, er wisse es nicht, und er sei nicht dessen Hüter: Was antworten uns die Juden bis heute anderes, wenn wir sie mit der Stimme Gottes, d.h. mit der Stimme der Heiligen Schriften über Christus befragen, als dass sie jenen Christus, von dem wir sprechen, nicht kennen? Vorgetäuscht ist nämlich das Nichtwissen des Kain, erlogen das Leugnen der Juden. Sie wären aber in gewisser Weise die Hüter Christi, wenn sie bereit gewesen wären, den christlichen Glauben anzunehmen und zu bewahren. Wer nämlich Christus in seinem Herzen bewahrt, sagt nicht wie Kain (gen. 4,9 f.): Bin ich denn der Hüter meines Bruders? Worauf der Herr zu Kain sagt: ‛Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde aus’: genauso klagt die göttliche Stimme in den Heiligen Schriften die Juden an. Das Blut Christi hat nämlich eine gewaltige Stimme auf der Erde, wenn von sämtlichen Völkern, die Christus angenommen haben, die Antwort Amen ertönt. Dies ist die klare Aussage des Blutes, die es selber durch den Mund der Gläubigen, welche durch dieses Blut losgekauft wurden, zum Ausdruck bringt.
