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Was antwortet ihr auf diese Worte (gen. 49,8 ff.), ihr Narren? Sie sind doch so klar, sie vertreiben doch die leiseste Spur des Zweifels, gar nicht zu reden vom böswilligen Widerspruchsgeist! Solche Beispiele solltet ihr als erstes in jenen Büchern suchen, ihnen zuerst Glauben schenken! Ich selber kann sie in diesem Werk gar nicht vollzählig aufführen, da es zu viele sind, nicht einmal in grösserer Anzahl, da auch das zu weit führen würde; ich möchte mich aber auch nicht auf einige wenige beschränken, um einerseits bei denen, die selber nicht lesen, den Eindruck zu vermeiden, es gebe nur diese wenigen, und anderseits vom glaubenstreuen und sorgfältigen Leser, wenn er noch mehr und eindeutigere Belege findet, nicht den Vorwurf einzustecken, ich hätte nur gerade aufgenommen, was mir im Augenblick unter die Augen kam. Denn ihr werdet eine grosse Anzahl davon finden, die nicht einmal jenen kurzen Kommentar benötigen, den ich soeben bei den Worten Jakobs (gen. 49,8 ff.) durchgeführt habe. Wer würde schon nach einem Textinterpreten suchen, wenn er liest (Is. 53,7): Wie ein Lamm wurde er zur Schlachtbank geführt, oder all das, was an jener Stelle in vielen Abwandlungen und unverhüllt gesagt wird, etwa dass wir (ib. 53,5) durch seine Striemen geheilt wurden, oder dass er (ib. 53,11) unsere Sünden auf sich nahm?
Wem käme es nicht vor, als ob hier das Evangelium vorgetragen würde (Ps. 21,17 ff.): Sie durchbohrten meine Hände und Füsse; sie zählten alle meine Knochen; sie schauten mich an und begafften mich; sie teilten mein Gewand unter sich auf und warfen über mein Gewand das Los?
Wer würde nicht sehen, ausser seine Blindheit sei zu weit fortgeschritten, dass die Worte des Psalms (Ps. 21,28) bereits in Erfüllung gehen: Alle Gegenden der Erde werden an den Herrn denken und sich zu ihm bekehren, und es werden sich alle Stämme der Völker vor seinem Antlitz niederwerfen?
Was ist mit den beiden Sätzen aus dem Evangelium: Meine Seele ist zu Tode betrübt (Mt. 26,38), und: Jetzt ist meine Seele erschüttert (Joh. 12,27)? War da nicht schon früher im Psalm zu hören (Ps. 56,5 LXX): Ich schlief erschüttert ein?
Und was die Menschen betrifft, welche diesen Schlaf bewirkten, indem sie mit lauter Stimme riefen (Lk. 23,21): Kreuzige ihn, kreuzige ihn!, kündigt da nicht auch der Psalmist in der Fortsetzung des Psalms (ib. 56,5) an: Die Menschensöhne, ihre Zähne sind Speere und Pfeile, und ihre Zunge ist ein scharfes Schwert?
Was sie aber bewirkten, was sie ihm schaden konnten, ihm der später auferstehen, in den Himmel aufsteigen und den ganzen Erdkreis mit dem Ruhm seines Namens in Besitz nehmen sollte (cf. Ps. 2,8 ?), schau hin, ob der Psalm darüber nichts zum voraus gesagt hat! Er fährt nämlich fort (ib. 56,6): Erhebe dich über die Himmel, Gott, deine Herrlichkeit erscheine über die ganze Erde!
Wer hat je daran gezweifelt, dass hier Christus gemeint war (Ps. 2,7 f.): Der Herr sagte zu mir, du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt; fordere von mir, und ich gebe dir die Völker zum Erbe, und die Enden der Erde zu deinem Eigentum?
Wer hätte sich je erlaubt, jemand anders als Christus zu erkennen, wo Jeremias, natürlich über die Weisheit, sagt (Bar. 3,37 ff.): Er hat sie Jakob, seinem Diener, und Israel, seinem Erwählten verliehen; nachher aber erschien er auf der Erde und weilte unter den Menschen?
