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Solches und noch mehr wirkte er im Abendland, so daß sogar der Kaiser des Abendlandes ihn wegen des Rufes seiner Lehre und seiner Frömmigkeit zu sehen begehrte. Als der Selige das erfuhr, ging er fort nach Antiochien1. Und da er nach Nisibis kam und das S. 195 Schisma der Hierarchie sah2, wollte er eilig in die Wüste gehen. Als aber die Bischöfe der Provinz (ὑπαρχία) das hörten, verboten sie ihm, unter Androhung von Kirchenstrafen, fortzugehen. Er blieb nun lange Zeit im Lehramt3 und erfreute sich an geistiger Beschäftigung mehr als an allen Gütern dieser Welt. Von seinen dortigen Werken will ich nur eines aus vielen erzählen. Es studierte dort ein Bruder, der vom Teufel bös gequält wurde. Der Selige fastete und betete mit den Brüdern, indem er sprach: „Ich vertraue auf Gott, daß der böse Geist rasch von ihm weicht." Wie er gesprochen, so geschah es. Nach drei Tagen wich jener Geist von dem Bruder und kam ihm nicht mehr nahe. Alle die es hörten und sahen, bekannten und lobten Gott.
Nach Mârê S. 44 wären M. A. und Thomas nach Nisibis geflohen, da sie auf die Weigerung, die „drei Väter" (Diodor, Theodor v. Mopsueste u. Nestorius) zu anathematisieren, mit dem Tode bedroht wurden. Ahnlich Chronik v. Seerd, P. O. VII, S. 154 ff. ↩
Schisma des Elîscha', Schwiegersohnes des Patr. Schîlâ und des von der Mehrzahl der Metropoliten gegen ihn aufgestellten Narsê, 524—589. ↩
Er lehrte an der Schule zu Nisibis als mefaschschekânâ (Exeget). Sein Nachfolger in dieser Professur war sein Schüler Thomas v. Edessa. Vgl. Oriens christiauus, I, S. 322 ff. Neue Serie I, S. 335. ↩
