14.
Als der Großmagier und seine Genossen diese Worte des Seligen hörten, wurden sie noch mehr ergrimmt. Sie gingen zum König der Könige und klagten ihn an: „Dieser Mann, das Haupt der Christen, darf nicht leben, weil er die Religion (dên) des Hôrmîzd zerstört.„ Da sie nun den König der Könige sehr bedrängten, ließ dieser dem Seligen durch den PSNIK' DRWSPN1 melden, er möge vor dem Môpêtân Môpêt, jenem PSNIK', und den ihn anklagenden Magiern sich verantworten. Als der Selige diese Botschaft hörte, warf er sich nieder, gegen Osten gewendet, machte das Kreuzzeichen auf sein Angesicht, erhob sich mutig und sprach: „Einer ist Gott, der Schöpfer, Herr und Lenker von allem und er ist in drei Personen ohne Anfang und Ende. Der Glaube an ihn und sein Bekenntnis ist vor jedem Menschen ausgebreitet, daß er mit dem freien S. 199 Willen, den ihm sein Schöpfer gegeben, seine Herrschaft glaube und bekenne. Von diesem Glauben an Gott, den jeder zu bekennen schuldig ist, darf niemand sagen: ,Er ist der meinige allein‘, wie die übrigen, eitlen Religionen tun. Und wie diese Luft, die wir einatmen, allen Menschen gemeinsam ist, und wie das Licht der Sonne, des Mondes und der Sterne, so und millionenmal mehr ist das Christentum nicht bloß mein, sondern aller Vernunftbegabten der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die glauben wollen. Ich sage vor den Menschen, was ich aus der Heiligen Schrift gelernt. Wer es hört, annimmt und tut, den lobe, ehre und preise ich und nicht stoße ich ihn aus der Kirche. Denn er kennt seinen Schöpfer und glaubt an dessen Vorsehung. Nicht befiehlt mir die Heilige Schrift, jemand zu binden, zu schlagen, noch ihm etwas zu nehmen. Sondern wir beten und flehen für die Irrenden zu Gott, daß er sie zur Erkenntnis der Wahrheit führe; die Christen aber mahne ich, sich vor aller Unreinheit der Opfer zu hüten.“ Da urteilten über ihn der Môpêtân Môpêt und alle Anwesenden: Er ist des Todes schuldig.
Nach Labourt S. 181: Gefängnisdirektor; vgl. Nr. 36. ↩
