37.
Nach einiger Zeit sendete der Fürst der Hephtaliten1 (haftarân chudâ) einen Priester an den König der Könige, und viele christliche Hephtaliten verfaßten Schreiben an den Seligen, er möge ihnen den an den König der Könige gesendeten Priester zum Bischof für das ganze Hephtalitenreich weihen. Nachdem der Priester vor den König gekommen war und dieser die Angelegenheit seiner Sendung erfahren hatte, wunderte er sich über das Gehörte und staunte über die große Kraft Christi, daß auch die christlichen Hephtaliten den Herrlichen als Haupt und Regenten ansehen und ließ ihm sagen, er solle gehen und die Kirche nach (seiner) Gewohnheit zieren, er solle in sein Haus und seine Kirche gehen, die Bischöfe nach (seiner) Gewohnheit versammeln und einen von dem Fürsten der Hephtaliten gesendeten Mann zum Bischof weihen. Als das Volk des Herrn diese Botschaft hörte und der Heilige aus dem Gefängnis in diese Kathedrale seines apostolischen Stuhles kam, welche Freude gleicht jener Freude, da der Herrliche zu seiner gesegneten Herde zurückkehrte nach neun Jahren, die er im Kampfe mit Löwen und Panthern für seine geliebte Herde verbracht, da er siegreich wieder zu ihr kam. Wer ist der Hirt, der so seine Herde liebt wie dieser unser Vater, der Meister der geistlichen Hirten, der für sie alle Mühen und Verfolgungen trug und sich selbst in alle Todesarten hingab. Als der gute Hirt in den heiligen Schafstall seiner gesegneten Schafe eintrat, liefen die Schafe und Lämmer S. 218 Christi, sobald sie seine geliebte Stimme hörten, von allen Seiten zu ihm, indem sie ihn umringten, bei ihm Zuflucht suchten, sein Haupt, seine Hände und Füße und seinen ganzen Leib küßten, der durch Krallen und Fesseln zerrissen und zerfleischt war. Und sie warteten, den Ton seiner süßen Hymnen zu hören und geistige Milch aus seiner geliebten Lehre zu saugen. Da die Schafe die Stimme des gesegneten Hirten hörten, freuten sie sich sehr darüber, und nur mit Mühe konnte er wegen des Gedränges der Leute in seine gesegnete Wohnung eintreten. Am folgenden Morgen war die Kirche durch Scharen von Gläubigen geziert; der Heilige weihte jenen hephtalitischen Priester zum Bischof für das Land der Hephtaliten, und im Volke des Herrn wuchs die Freude über die Anordnungen der göttlichen Vorsehung.
Die hephtalitischen Hunnen vom Kin-schan Gebirge in China waren in Tocharistan eingedrungen, hatten König Peroz (457—484) wiederholt geschlagen. Auch Kawad I. (488—511), der ihrem Chakan, seinem Schwiegervater, den Thron verdankte, mußte schließlich gegen sie kämpfen. Nachdem ihre Macht um 554 durch die Türken gebrochen war, soll Kosrav ihnen mehrere Provinzen abgenommen haben. Vgl. Marquart: Eranschahr, b. 58 ff. ↩
