Traktat LXIX. Von Daniel am Paschafest.1
Wach auf, o Christ, schüttle ab alle Dumpfheit weltlichen Schlafes, Öffne das Ohr des Herzens und lerne von den (drei) Jünglingen Kraft! Aber sieh zu, daß du es nicht falsch beurteilst, daß der Brand von ihnen zurückwich ! Nachdenkende Erwägung bezeugt den wahren Sinn. Derjenige, der heute die an ihn Glaubenden tauft mit dem Heiligen Geist und Feuer2 — er war auch damals zugegen in der Zahl seiner Dreiheit. Denn erkenne, daß hinter dem Vorgang ein Heilsgeheimnis steht. Die Jünglinge wurden in den Ofen geworfen. Wie sie in den Flammen untertauchten, ward die Glut derselben sogleich durch unsichtbaren Tau 3 gelindert. Der Tod weicht zurück und wechselt sein Amt: diejenigen, die das Feuer S. 327 geschürt, werden verbrannt. Denen, die im Feuer stehen und das Loblied singen, weht die Flamme Kühlung zu. Gott wird von der ganzen Schöpfung gepriesen. 4 In den dreien jubelt ein Geist, eine Kraft, ein Sieg. Durch die Strafe wird das Leben besser. Den König wäre nicht das Gefühl des Neides für die Jünglinge überkommen,5 hätte er nicht vorher sie zu verbrennen befohlen.
Die folgenden Traktate LXIX—LXXVI gelten der Erzählung von den drei Jünglingen im Feuerofen: Dan. 3. Als Sinnbild der Auferstehung und der Taufe fand dieselbe Behandlung in der Osterzeit und auch einen Platz in der Taufwasserweihe. ↩
Matth. 3, 11; Luk. 3, 16. ↩
Nach der Lesart der Ballerini: statim invisibili rore incendia temper antur (Giuliari... statim sibilo roris... Die Lesart findet in Dan. 3, 50: Angelus fecit ... quasi v e n t u m roris flantem eine Erklärung, ist aber nicht genügend gesichert). ↩
Durch das Loblied der Jünglinge, das die ganze Schöpfung zum Benedicite auffordert. ↩
Nach der Lesart der Ballerini: Rex non inviderat pueris. Die Streichung des non durch Giuliari wird dem Sinne nicht gerecht. ↩
