Ein und dreißigstes Kapitel.
1. So wie er den Umfang der Stadt ausnehmend erweiterte, so errichtete er auch einen Pallast, welcher dem Römischen wenig nachstund. Desgleichen verschönerte er den Hippodromus, oder die Rennbahn, indem er den Tempel des Kastor und Pollux, deren Bildnisse man noch jezt an des Hippodromus Hallen aufgestellt sehen kann, zu einem Theil desselben bestimmte. 2. Nicht minder stellte er in einem Theile des Hippodromus den Dreyfuß des delphischen Apollo auf, an welchem sich die Bildsäule des Apollo selbst befand. Ferner S. 174 ließ er, da in Byzanz, ein sehr großes Forum mit vier Hallen war, an dem Ende der einen Halle, auf welche viele Stufen führen, zwei Tempel bauen, und Bildnisse darinnen aufstellen. In dem einen davon stellte er das der Göttermutter Rhea auf, welches die Seegefährten Jasons ihr auf dem Berge Dindymus, bei der Stadt Cycikus, ehemals errichtet hatten. 3. Man behauptet, daß er, aus verkehrter Denkungsart in Religionssachen, auch diese Bildsäule verstümmelt, die zu beiden Seiten befindliche Löwen weggenommen, und die Haltung der Hände verändert habe. 4. Denn vormals sahe man die Göttin die Löwen zurückhalten, izt aber ist sie in die Gestalt einer Betenden umgewandelt, schauet die Stadt an, und beobachtet sie. In dem andern Tempel stellte er eine Bildsäule der Römischen Fortuna auf. 5. Desgleichen bauete er einigen Senatoren, welche ihm von Rom aus nachgefolgt waren, Häuser auf. 6. Auch führte er fernerhin keine Kriege mehr glücklich; so wenig, daß, als die Thaifalen, ein Scythischer Stamm, mit fünfhundert Reitern einfielen, er diesen nicht nur niemand entgegen stellte, sondern auch nach dem Verluste des größten Theiles seiner Kriegsmacht, und nachdem er sie alles bis an den Wall hatte plündern sehen, die Flucht schleunig ergriff, und sich zu retten froh1 war.
Zosimus widerspricht sich selbst, indem er angiebt, daß Konstantin den Scythen niemand entgegen gestellt, dennoch den größten Theil seiner Kriegsmacht verloren, er selbst aber durch die Flucht sich gerettet habe. Ritter in der Anmerkung zu der Guthrieschen Allg. Weltgesch. Th. V. B. I. S. 5. sucht unsern Verfasser gewissermaßen durch die Auslegung zu retten; daß er annimmt, die ganze Sache sei ein nächtlicher Ueberfall der Scythen gewesen, wobei ein großer Theil der Prätorianer das Leben eingebüßt habe. ↩
