Acht und vierzigstes Kapitel.
1. Auf diese Rede erhoben sich alle, um den Krieg fortzusetzen; ergriffen augenblicklich die S. 205 Waffen, und rückten vor, um den Uebergang über den Saufluß zu bewerkstelligen. Als Kundschafter den Zug des Heers hinterbracht hatten, erlegte die Besatzung von Siscia, welches an dem Ufer der Sau liegt, einen Theil davon, der eben im Begriffe war, ans Ufer zu steigen; dem andern aber, welcher auf der Brücke hinüber dringen wollte, widersezte sie sich, dergestalt, daß viele niedergemacht, mehrere aber von einander selbst und vom Feinde gedrängt in den Strom stürzten. Diese starke Niederlage ward noch dadurch vermehrt; daß auf der Brücke noch manche Flüchtlinge fielen, und die Besatzung ihnen aufs heftigste nachsezte; also daß Magnentius ins äußerste Gedränge kam. Nur durch folgende List rettete er sich aus der obschwebenden Gefahr. Er steckte seine Lanze in die Erde, und winkte dem Feinde, als wollte er friedliche Gedanken äußern. Wie er solchen aufmerken sah, versicherte er, daß er nicht ohne Geheis des Kaisers über die Sau setzen wollte; indem Philippus ihm angedeutet habe1, daß er Italien und Noricum verlassen, und nach Illyrien sich S. 206 solle. Auf diesen Vortrag hielt Konstantius die Seinigen vom Nachsetzen zuücke, und gestattete dem Magnentius, sein Kriegsheer in die Gegenden zwischen Noricum, Pannonien, Mösien und Dacien zu führen; weil er selbst aus jenen beschwerlichen Gegenden wegzukommen wünschte, damit er in den, für die Reiterei bequemen, Gegenden ein Treffen liefern könnte, da er an dieser Gattung Soldaten dem Magnentius überlegen war. Da ihm dieses gelungen war, fand er zur Ausführung seine Absicht Cibalis am bequemsten, woselbst Konstantinus dem Licinius eine völlig siegreiche Schlacht geliefert hatte. Denn da die Stadt die, oben bey einer Erzählung beschriebene Lage hat, so verlegte er einen Theil seines Heers S. 207 in dieselbe, und errichtete einen Wall zwischen dem Hügel, auf welchem die Stadt liegt, und der Ebene, welche an den Saufluß reicht; was aber von dem Strom nicht eingeschlossen war, das umgab er mit einem Graben und einer dichten Verschanzung: soweit hingegen der Fluß die Gegend umgab, schlug er Brücken von aneinander gebundenen Schiffen; so daß er nach Gutdünken die Brücke abbrechen, und wieder aufs schnellste errichten konnte. Dort ließ er auch für seine Soldaten Zelte aufschlagen, und in der Mitte das kaiserliche errichten, also daß dieses Lager in Rücksicht auf Größe und Schönheit keiner Stadt etwas nachgab. Bei dem Gastmahle, welches der Kaiser den Feldherren und Obersten seines Kriegsheers gab, waren allein Latinus und Thalassius, die höchsten Staatsbeamten, nicht zugegen, aus Kummer wegen dem Philippus, den Magnentius als Abgesandten an ihn, bei sich behalten.
Hier ist entweder durch den Ausdruck des Z. oder durch irgend eine unrichtige Lesart eine Verwirrung in der Erzählung, aus welcher die Kommentatoren sich nicht zu helfen wissen. Den eigentlichen Worten zufolge, wie sie da stehen: Φιλίππου δὲ εἰπόντος [Philippou de eipontos], müßte es heißen, als Philippus aber sagte etc. Hierdurch geräth man auf die Schwierigkeiten, daß, da Z. im folg. Kap. erzählt, Magnentius habe Philipp als Gefangenen behalten: es sich weder gedenken läßt, daß Philipp diese Ungereimtheit dem Heere seines Kaisers vorgesagt, oder dieses als Absicht des Magnentius seinem Herrn habe hinterbringen können; welchem beiden noch ohnedies ganz das Wort χρῆναι [chrēnai], er solle Italien u. Noricum verlassen, nach Illyrien sich wenden etc. widerspricht. Die Part. δὲ [de] lasse ich, da Zos. solche hundertmal unnöthig setzet, in dem Uebersetzen weg, wodurch die Rede, die ganz natürliche Gestalt gewinnet, daß Magnentius dieses als einen Auftrag anführet, welchen Philippus an ihn vom Konstantius gehabt habe; das denn auch zum Theil mit dem obigen Vortrage des Philippus übereinstimme, scheinbar war und die nachher erzählten Folgen haben konnte. ― Mir dünkt durch diese Kleinigkeit allen Schwierigkeiten leicht begegnet. ↩
