Fünf und funfzigstes Kapitel.
1. Als Konstantius auf solche Art sich allein im Besitze der Kaiserherrschaft sah, ward er aufgeblasen, und unfähig, sein Glücke mit Mässigung zu ertragen. 2. Wie es bei dieser Gattung Menschen gewöhnlich ist, umgaben auch ihn Leute genug, welche mit Erfindung von Verleumdungen sich abgaben, und Glücklichen nachstellten. 3. Denn indem S. 215 sie diese stürzten, hofften sie, deren Ehrenstellen zu erlangen, was sie natürlich zu Verleumdungen gegen dieselbigen reizen mußte. 4. In Verbindung mit Verschnittenen am Hofe, die gleich schlechte Denkungsart hatten, beredeten sie den Konstantius, als wäre Gallus, seines Vatersbruders Sohn, welcher zur Würde eines Cäsars erhoben war, mit derselben nicht zufrieden, und suche Kaiser zu werden1. 5. Konstantius nahm die S. 216 Beschuldigung für wahr an, und sann auf dessen Tod. 6. Urheber dieser Nachstellung waren Dynamius und Picentius, niedrige Menschen, welche eben dadurch ihr Glück zu machen hofften. 7. Antheil hatte überdieß an diesem Entwurf, Lampadius, Prätorischer Präfekt, welcher nach dem größesten Einfluß auf den Kaiser strebte. 8. Konstantius ließ also, weil er diesen Verleumdungen Gehör gab, den Gallus, der von allen Entwürfen gegen ihn nichts wußte, nach Konstantinopel kommen; worauf ihn Konstantius zuerst der Cäsarswürde entsezte, und, als er im Privatstande war, den Henkern zur Hinrichtung übergab; welchen Frevel gegen Blutsverwandte er noch mit vielen andern vermehrte.
Gallus war des nachfolgenden Kaisers Julianus Bruder, in seiner Jugend, ob er gleich dem allgemeinen Blutbad der Flavischen Familie, nebst seinem Bruder Julianus entgangen war, in strenger Aufsicht gehalten; im Jahre 351. im fünf und zwanzigsten Jahre seines Alters zum Cäsar erklärt und mit Konstantius Schwester, Konstantina, vermählt. Zu Antiochien hatte er seine Residenz und Hofstaat; und wenn es nicht zu leugnen ist, daß Konstantius argwöhnisch den Verleumdern horchte, so ist es doch nicht weniger gewiß, daß Gallus ein ganzes Heer von Angebern unterhielt, ihren Verleumdungen Glauben schenkte und mit wahrer Grausamkeit verfuhr. Konstantius wußte diesen elenden Fürsten, so lange er mit Magnentius zu kämpfen hatte, schonen; hernach aber hinderte ihn nichts mehr mit Strenge, welche ein alter Familiengroll und Eifersucht verstärkt haben mochte, gegen denselben zu verfahren. Ammianus Marcellinus B. XIV. K. 1. 7. erzält manche von Gallus grausame Handlungen; und Julianus, sein eigener Bruder, wagt es nicht ihn zu rechtfertigen. Wenn er aber von einer geheimen Verschwörung gegen denselben redet, so läßt sich dieß bei den vielfachen Unterdrückungen und scheußlichen Handlungen, deren sich derselbe schuldig machte, als nicht unwahrscheinlich annehmen. Es ist also nicht bloße Nachlässigkeit, welche Hr. R. hier bei Z. findet, sondern sicherlich der von Z. nicht ganz verdeckte geheime Haß gegen Konstantin und dessen Familie, welcher unsern Geschichtschreiber verleitete, den Gallus ganz unschuldig und Konstantius blos grausam zu finden. Uebrigens wurde Gallus in dem oben angeführten Petobium, Pettau, gefangen genommen, vom Comes Domesticorum, Barbatio, nach Pola in Istrien geführt, von seinem Todfeinde, dem Kämmerer und Verschnittenen Eusebius, dem Scheine nach verhört, und ohne Beobachtung der gehörigen Förmlichkeiten, ohne Vertheidigung, im Gefängniß enthauptet. ↩
