Viertes Kapitel.
S. 126 1. Als nun in der Folgezeit Krankheiten und Kriege überhand nahmen, dreihundert und zwei und funfzig Jahre nach Erbauung der Stadt, gedachte S. 127 der Senat, in den Orakeln der Sibylla ein Befreiungsmittel von den Uebeln zu finden, und gab den dazu bestellten Männern den Auftrag, die S. 128 Orakel zu durchforschen. 2. Da nun diese weissagten, das Unglück werde aufhören, wenn sie dem Pluto und der Proserpine opferten, suchte man den Ort auf, und brachte unter dem vierten Konsulate des Marcus Potitus [u.a. auch: Popilius; Poplius] Opfer nach der Vorschrift dar. Nach vollendetem Opfer und erfolgter Befreiung deckten sie den, in einem äußersten Ende des Marsfeldes liegenden, Altar wieder zu. 4. Zwar wurde auf eine Zeitlang dieses Opfer vernachläßigt; es erneuerte aber bei eingefallenem Unglücke die Feier wiederum Octavianus Augustus. Unter dem Konsulate des Lucius Censorinus und Marcus Mallius1 Publius waren sie vorher und zu Augustus Zeiten unter dem Lucius Censorinus und Kajus Sabinus begangen worden. Atejus Kapito2 hatte die Gesetze der Spiele erklärt: die Zeit aber, da das Opfer mußte dargebracht und die Spiele aufgeführt werden, hatten die zur Bewahrung der Sibyllinischen Aussprüche bestellten Funfzehner ausgeforschet. 5. Nach dem Augustus aber feierte Klaudius das Fest, ohne die bestimmte Zahl der Jahre zu beobachten. Nach diesem Domitianus, welcher sich an S. 129 Klaudius nicht kehrte, sondern den Zeitraum der Jahre seit der Feier des Augustus berechnete, und für gut fand die vom Anfange an überlieferte Regel zu beobachten. 6. Nach diesen ordnete Severus, nebst seinen beiden Söhnen Antonius und Geta, eben dieses Fest unter dem Konsulate des Chilo und Libo an, nach Verlauf von beinahe hundert und zehen Jahren.
