XXXVIII. (Mauriner-Ausgabe Nr. 105) An die Diakonissen, Töchter des Comes Terentius1
Inhalt: Basilius bedauert, die Töchter des Terentius in Samosata nicht gesehen zu haben. Brieflich will er sie jetzt grüßen, lobt ihre Standhaftigkeit im Bekenntnis der Dreieinigkeit, mahnt sie zu weiterer Ausdauer und warnt vor Häretikern, die die Gottheit des Sohnes oder des Hl. Geistes leugnen. — Das Schreiben datiert aus dem Jahre 372.
Ich hoffte, zu Samosata mit Euer Ehrwürden zusammenzutreffen. Doch war mir solche Zusammenkunft S. 142 nicht vergönnt, und dies Mißgeschick ließ mich nicht kalt. Deshalb überlegte ich mir, wann es mir wohl möglich wäre, in Eure Gegend zu kommen, oder es Euch gefallen würde, zu uns zu kommen. Freilich steht das im Willen des Herrn. Für den Augenblick aber habe ich meinem Sohne Sophronius, den ich eben antraf, wie er zu Euch abreiste, dieses Schreiben mitgegeben, das Euch einen Gruß bringen und unsere Gesinnung bekunden soll, daß wir mit der Gnade Gottes nicht aufgehört haben, Euer zu gedenken und Euretwegen dem Herrn zu danken, daß Ihr einer guten Wurzel gute Sprossen seid, fruchtbar an guten Werken und wirklich wie Lilien unter den Dornen. Obwohl inmitten so vieler Bosheit von Leuten, die das Wort der Wahrheit verfälschen, laßt Ihr Euch doch nicht von den Täuschungen einnehmen und gebt das apostolische Glaubensbekenntnis nicht preis, um der augenblicklich obenanschwimmenden Neuerung Euch zuzuwenden. Sollte man dafür Gott nicht großen Dank wissen und Euch mit bestem Recht hohe Anerkennung zollen? Ihr glaubt an den Vater, Sohn und Hl. Geist. Gebt doch diese Hinterlage nicht preis! Nicht den Vater, das Prinzip von allem, nicht den Sohn, den Eingebornen, der von ihm gezeugt ist, den wahren Gott, den Vollkommnen aus dem Vollkommnen, das lebendige Ebenbild, das den Vater ganz in sich offenbart, nicht den Hl. Geist, der sein Dasein aus Gott hat, den Quell der Heiligkeit, die Leben spendende Kraft, die vollkommen machende Gnade, durch die der Mensch zum Kinde Gottes wird und das Sterbliche unsterblich, vereint mit dem Vater und Sohne in allem, in Herrlichkeit und Ewigkeit, in Macht und Reich, in Herrschaft und Gottheit, wie auch die Tradition über die erlösende Taufe bezeugt.
Wer aber den Sohn oder den Hl. Geist ein Geschöpf nennt, oder jedenfalls den Geist in eine dienstbare und untergeordnete Klasse versetzt, der steht fern der Wahrheit. Die Gesellschaft solcher Leute muß man fliehen, ihren Reden den Rücken kehren, weil sie Gift sind für die Seele. Sollte aber einmal der Herr uns ein gegenseitiges Zusammenkommen vergönnen, dann werden wir uns noch ausführlicher über den Glauben verbreiten, und
Terentius war unter Valens ein hoher kaiserlicher Beamter, der persönlich treu festhielt am nizänischen Glauben und für diesen auch insofern tätig war, als er dem Basilius den Auftrag des Kaisers erwirkt hat, in Armenien Bischöfe zu bestellen (Epist. 99 cc. 1. 4). Er wird mit „Comes” (Epist. 214, 215) als ein kaiserlicher Beamter im Civil- oder Militärdienst bezeichnet, der im Gefolge des Kaisers sich befand und von diesem mit außerordentlichen Missionen betraut wurde (Pauly-Wissowa, Realencyklopädie der klass. Altertumsw. IV, 622, 65 u. 631, 12 ff.). ↩
