XXXIX. (Mauriner-Ausgabe Nr. 113) An die Priester zu Tarsus
Inhalt: Basilius mahnt, bei der gegenwärtig kritischen Lage der Kirche von den glaubensschwachen Brüdern nur ihr Bekenntnis zum nizänischen Symbolum zu verlangen und deren Bereitschaft, weder selbst den Hl. Geist ein Geschöpf zu nennen noch Gemeinschaft zu pflegen mit denen, die solchen Irrtum aussprechen. — Abfassungszeit 372.
Für die Zusammenkunft mit diesem Manne weiß ich dem hl. Gott vielen Dank, weil er mich durch dessen Gegenwart in den Kümmernissen getröstet und Eure Liebe durch ihn deutlich kundgemacht hat. Denn fast all Euren Eifer für die Wahrheit habe ich aus dem Vorsatze dieses einen Mannes kennen gelernt. Was wir privatim miteinander verhandelt haben, das wird er Euch mitteilen. Was aber meinerseits Eurer Liebe zu eröffnen ist, ist Folgendes:
Die gegenwärtige Zeit hat eine starke Neigung zu einem Umsturz der Kirchen; wir haben das schon seit langem erkannt. Aufbau der Kirche, Heilung von Gebrechen, Mitleid mit den Schwachen und Verteidigung der gesunden Brüder — von all dem auch keine Spur. Ja, es gibt nicht einmal ein Mittel, das von alter Krankheit heilte oder neu drohender vorbeugte. Überhaupt gleicht nachgerade der Zustand der Kirche — um mich eines deutlichen, wenn auch etwas trivial scheinenden Bildes zu bedienen — einem alten Rock, der bei der nächsten besten Veranlassung leicht zerreißt und nie mehr die ursprüngliche Haltbarkeit erlangen kann. In einer solchen Zeit nun bedarf es großen Eifers und vieler Sorgfalt, um den Kirchen einigermaßen zu helfen. Die S. 144 Hilfe besteht darin, die annoch getrennten Glieder zu vereinigen. Eine Einigung aber wäre möglich, wenn wir in solchen Punkten, in denen wir den Seelen nicht schaden, den Schwächern uns anpassen wollten. Nun hat so mancher Mund sich aufgetan wider den Hl. Geist, und viele Zungen haben sich geschärft zu seiner Lästerung. So bitten wir Euch, soviel in Euren Kräften steht, die Lästerer auf eine kleine Zahl einzuschränken und diejenigen in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen, die den Hl. Geist nicht ein Geschöpf nennen, damit die Lästerer noch allein dastehen und entweder beschämt zur Wahrheit zurückkehren, oder aber in der Sünde verstockt bei ihrer kleinen Zahl keinen Glauben finden. So wollen wir denn nicht mehr verlangen, vielmehr den Brüdern, die sich mit uns einigen wollen, nur das nizänische Glaubensbekenntnis vorlegen, und, wenn sie ihm beipflichten, noch dazu fordern, daß sie bekennen, man dürfe den Hl. Geist nicht ein Geschöpf nennen, und daß sie keine Gemeinschaft haben mit denen, die ihn als das bezeichnen. Über das hinaus dürfen wir, glaube ich, nichts verlangen. Denn ich bin überzeugt, daß bei längerem Umgange und reibungsloser Lebenspraxis, wenn zur Klärung noch etwas hinzugefügt werden müßte, der Herr das geben wird, er, der alles zum Guten lenkt denen, die ihn lieben1.
Röm. 8, 28. ↩
