LXVI. (Mauriner-Ausgabe Nr. 222) An die Chalkidenser1
Inhalt: Basilius, erquickt durch das Schreiben aus Chalkis und noch mehr erfreut durch deren vorbildlichen Glaubenskampf gegen die Häretiker, wünscht für seinen Sprengel denselben Erfolg und bittet die Chalkidenser, das schöne einträchtige Verhältnis von Klerus und Volk zu bewahren. — Abfassungszeit 375.
Das Schreiben Eurer Gottseligkeit ist uns in der Zeit der Trübsal eine solche Labung gewesen, wie oft das Wasser den Rennpferden, das man ihnen in das Maul S. 256 schüttet, wenn sie in der glühenden Mittagshitze mitten auf der Rennbahn bei tiefem Atemholen Staub einatmen. Denn wir sind nach einem ständigen Ansturm von Versuchungen wieder zu Atem gekommen, sind zugleich durch Eure Worte gestärkt wie noch mehr durch die Erinnerung an Eure Kämpfe entschlossener geworden, dem unser harrenden Kampfe kühn zu begegnen. Denn der Brand, der die meisten Teile Anatoliens verheert hat, beschleicht bereits auch unser Land und sucht, nachdem er alles rings umher verzehrt hat, auch die Kirchen in Kappadozien zu erfassen, die bisher nur der Rauch aus der Nachbarschaft zu Tränen gerührt hat. Er beeilt sich, nun auch uns zu erfassen. Aber der Herr möge ihn abwenden durch den Hauch seines Mundes, und er möge Einhalt tun der Flamme dieses verheerenden Feuers. Wer wäre so feige und furchtsam und heldenmütigen Kämpfen so abhold, daß er nicht durch Eure Zurufe zum Kampfe gestärkt werden und wünschen sollte, mit Euch als Sieger ausgerufen zu werden? Ihr habt vor uns die Arena des Glaubens betreten und viele Versuche ketzerischer Angriffe zurückgeschlagen. Ihr habt den wütenden Brand der Prüfungen ausgehalten, die Häupter der Kirche sowohl, denen der Dienst am Altare anvertraut ist, wie alle und jeder einzelne vom Volke, wie nicht weniger die Vornehmeren. Gerade das ist bei Euch so sehr zu bewundern und allen Beifalls wert, daß Ihr alle Einer seid im Herrn, daß die einen zum Guten vorangehen, die andern in Eintracht folgen. Deshalb seid Ihr auch jedem Angriff Eurer Gegner gewachsen, da Ihr an keinem Gliede den Feinden eine schwache Seite darbietet. Deshalb flehen wir Tag und Nacht zum König der Ewigkeit, er wolle sein Volk in der Reinheit des Glaubens bewahren und ihm seinen Klerus erhalten, der wie ein unverletztes Haupt emporragt und den untergebenen Gliedern des Leibes seine Sorgfalt widmet. Denn wenn die Augen das Ihrige tun, dann gedeiht das Werk der Hände, die Füße bewegen sich ohne anzustoßen, und kein Teil am Leibe entbehrt der nötigen Vorsicht. So bitten wir Euch: In allem, was Ihr tut und tun werdet, haltet zueinander, und Ihr, denen die Seelsorge anvertraut ist, leitet alle und jeden und pfleget sie wie liebe S. 257 Kinder! Das Volk aber soll Euch die den Vätern schuldige Ehre und Ehrfurcht erweisen, damit durch den schönen Stand der Kirche Eure Kraft und die Grundlage des Glaubens an Christus erhalten, der Name Gottes verherrlicht und das Gut der Liebe vermehrt und vervielfältigt werde, wir aber auf solche Kunde hin über Euren Fortschritt in Gott uns freuen und, falls wir noch länger in dieser Welt im Fleische weilen müßten, Euch auch einmal im Frieden Gottes sehen. Wenn wir aber schließlich aus diesem Leben scheiden müssen, so wollen wir Euch im Glanze der Heiligen gekrönt schauen gemeinsam mit denen, die durch Geduld und jeglichen Erweis guter Werke sich auszeichnen2.
