XII. (Mauriner-Ausgabe Nr. 23) Empfehlungsschreiben an einen Mönch1
S. 56 Inhalt: Basilius, augenblicklich nicht in der Lage, einen Mönchsaspiranten aufzunehmen, überweist diesen an ein Kloster mit dem Ersuchen, ein vom Aspiranten selbst gewählter Mönch soll dessen Lehrmeister in der Aszese werden.
Ein N. N., der die Nichtigkeit des gegenwärtigen Lebens eingesehen und erkannt hat, daß die Reize dieses Lebens hienieden ihr Grab finden, daß sie höchstens Stoff liefern für das ewige Feuer und dabei doch so flüchtig sind, hat sich an mich gewandt mit dem Vorhaben, von diesem elenden und jammervollen Leben sich zurückzuziehen, den Lüsten des Fleisches zu entsagen und nunmehr den Weg zu betreten, der zu den Wohnungen des Herrn führt. Da er nun von einem aufrichtigen Verlangen nach einem wahrhaft beseligenden Wandel beseelt ist und die schöne, lobenswerte Liebe zu Gott in seinem Herzen trägt, nämlich den Herrn, unsern Gott, liebt aus ganzem Herzen, aus aller Kraft und aus ganzem Gemüte2, so ist nötig, ihm im Spiegel eurer Gottesfurcht die Unannehmlichkeiten und Widerwärtigkeiten des engen und schmalen Weges3 zu zeigen, ihn aber auch zu festigen in der Hoffnung auf Güter, die man zwar jetzt noch nicht sieht4, die aber in den Verheißungen hinterlegt sind denen, die des Herrn würdig sind. Deshalb bitte ich Eure unvergleichliche Vollkommenheit in Christus, ihn, wenn möglich, auszubilden und ohne mich ihn die Weltentsagung zu lehren nach dem Willen Gottes und ihm die Grundregeln beizubringen, die von den S. 57 heiligen Vätern für gut befunden und von ihnen schriftlich aufgezeichnet wurden. Es soll ihm alles vorgehalten werden, was zu einer genauen Regelung des aszetischen Lebens gehört. So soll er in ein Leben eingeführt werden, bei dem er freiwillig die Mühen eines gottesfürchtigen Lebens auf sich nimmt und unter das süße Joch des Herrn5 sich beugt — in der Nachfolge dessen, der unsertwegen arm geworden ist6 und das Fleisch getragen hat, und mit dem Ziele, im Laufe nach dem Kampfpreis der überirdischen Erwählung vom Herrn Lob zu ernten. — Ich überweise nämlich den Betreffenden, der hier sich die Krone für seine Liebe zu Gott verdienen wollte, da es mir recht ist, daß er im Verein mit Eurer Frömmigkeit an dieselben Kämpfe sich wagt, und daß einer aus Euch, den er sich selbst erwählen wird, ihm Lehrmeister wird, der ihn genau unterrichtet und ihn in andauernder, seliger Fürsorge zu einem erprobten Athleten ausbildet, der den Beherrscher dieser Welt der Finsternis und die Geister der Bosheit in der Luft verwundet und niederringt, Mächte, mit denen wir nach dem seligen Apostel7 den Kampf zu führen haben. Was ich gemeinsam mit Euch versuchen wollte, möge Eure Liebe im Herrn auch ohne mich fertig bringen!
