XC. (Mauriner-Ausgabe Nr. 338) Libanius an Basilius
Inhalt: Libanius wertet des Basilius Briefe höher als seine eigenen; seine Freunde stimmen ihm bei. Bei den Schülern sehe er nicht auf deren Geld, sondern auf deren Fleiß.
S. 333 Ich weiß, daß Du noch oft schreiben wirst: „Sieh, da kommt noch ein weiterer Kappadozier zu dir.” Du wirst, glaube ich, noch viele schicken, wenn Du immer und überall Lobeshymnen auf mich singst und dadurch Väter und Söhne anregst.
Aber ich darf nicht verschweigen, wie es mit Deinem schönen Briefe ging. Es waren gerade ziemlich viele angesehene Männer bei mir, darunter auch der in allweg ausgezeichnete Alypius, der Neffe jenes Hierokles. Als nun die Boten den Brief übergeben hatten, las ich ihn stillschweigend ganz durch und bekannte dann mit frohem Lächeln: Wir sind besiegt. „Worin bist Du besiegt worden?” - fragten jene - „und wie kommt es, daß es dich nicht schmerzt, besiegt worden zu sein?” Ich antwortete: „I n der Schönheit der Briefe bin ich besiegt worden, und der Sieger ist Basilius. Der Mann ist aber mein Freund, und deshalb freue ich mich.” Daraufhin wollten sie selbst den Sieg am Briefe nachprüfen. Alypius las ihn vor, und die andern hörten zu. Das Urteil war, daß ich nicht gelogen. Und mit dem Briefe ging der, welcher ihn vorgelesen hatte, hinaus, um ihn, wie ich glaube, auch andern zu zeigen, und gab ihn nur ungern wieder her. Schreib also ähnliche und siege; denn das heißt: ich siege.
Du hast aber auch damit recht, daß es bei uns nicht auf das Geld ankommt, daß es vielmehr für den, der nichts geben kann, genügt, wenn er annimmt. Bemerke ich, daß einer arm ist, aber die Wissenschaft liebt, so geht dieser den Reichen vor. Wir haben zwar solche Lehrer nicht kennen gelernt; gleichwohl soll nichts uns hindern, wenigstens hierin besser zu sein. Es soll also kein Armer zögern, hieher zu kommen, wenn er nur das Eine hat, daß er zu arbeiten versteht.
