XVII. (Mauriner-Ausgabe Nr. 29) Trostschreiben an die Gemeinde von Ankyra
Inhalt: Basilius drückt, selbst schmerzbewegt, der Gemeinde von Ankyra sein Beileid aus anläßlich des Todes ihres verdienstvollen Bischofs Athanasius und mahnt sie, bei der Neuwahl eines Bischofs unter sich einig zu bleiben. — Der Brief stammt aus dem Jahre 368.
Lange Zeit hat uns der Schrecken ob der erschütternden Botschaft von dem Unglück Stillschweigen S. 68 auferlegt. Nachdem wir uns aber von der Betäubung erholt hatten, die über uns gekommen, denen gleich, deren Gehör durch einen heftigen Donnerschlag erschüttert wurde, müssen wir jetzt seufzen ob des Trauerfalls, und mitten in unserer Trauer senden wir den mitfolgenden Brief, nicht, um Euch zu trösten — wo könnte auch eine Rede Arznei sein für so schmerzliches Ereignis! —, sondern um Euch unsern Seelenschmerz, soweit möglich, mit dieser Klage anzuzeigen. Ich sollte jetzt klagen können mit den Tränen eines Jeremias oder mit sonst einem von den seligen Männern, die ein großes Unglück schmerzlich beweinten. Gefallen ist ein Mann, fürwahr eine Säule und Grundfeste der Kirche, oder vielmehr, er ist von uns genommen, ins selige Leben hinübergegangen. Aber jetzt ist die Gefahr nicht klein, daß nach der Wegnahme dieser Stütze viele umfallen und das morsche Innere mancher offenbar wird. Geschlossen ist der Mund, der in Worten gerechten Freimutes und der Gnade sich ergoß zur Erbauung der wirklich in Gott Lebenden. Dahin sind die Ratschläge eines Herzens, das sich wahrhaft in Gott bewegte. O wie oft überkam mich — ich muß mich nämlich selbst anklagen — die Lust, diesem Manne zu zürnen, weil er voll Verlangen, aufgelöst und bei Christus zu sein, es nicht vorzog, unsertwegen im Fleische zu bleiben1! Wem sollen wir nunmehr die Sorgen für die Gemeinden anvertrauen, wen zum Gefährten in der Trübsal nehmen, wen zum Teilnehmer an der Freude? O die wahrhaft schreckliche und traurige Verlassenheit! Wie so ganz gleichen wir dem Pelikan in der Wüste2! Doch fürwahr, die vereinigten Glieder der Kirche, unter seiner Leitung wie von einer Seele zu einer Liebe und innigen Gemeinschaft verbunden, werden durch das Band des Friedens in der geistigen Einheit fest erhalten und auch für immer erhalten bleiben, da Gott die Gnade gewährt, daß die Werke jenes seligen Geistes, die er alle für die Gemeinden Gottes gewirkt hat, fest und unerschütterlich bleiben. Übrigens steht ein nicht leichter Kampf bevor. S. 69 Mögen doch nicht wieder irgendwelche Streitigkeiten und Parteiungen bei der Wahl des Vorstehers entstehen und so wegen irgendeines Zankes alle Mühe verloren gehen!
