L. (Mauriner-Ausgabe Nr. 154) An Ascholius, Bischof von Thessalonich1
S. 170 Inhalt: Basilius lobt Ascholius wegen eines Briefes als eines Zeichens seltener Liebe und Freundschaft lobt auch dessen Rechtgläubigkeit, die in seiner Anhänglichkeit an Athanasius sich äußere. — Geschrieben 373.
Schön hast Du gehandelt und nach dem Gesetze der geistigen Liebe, daß Du eine Korrespondenz mit uns angefangen und uns durch das gute Beispiel zu gleichem Eifer aufgerufen hast. Die Freundschaft der Welt bedarf ja der Augen und einer Zusammenkunft, damit daraus ein vertrauter Verkehr entstehe. Die aber geistig zu lieben wissen, brauchen nicht das Fleisch zur Stiftung der Freundschaft, sondern werden durch den gemeinsamen Glauben zu geistiger Vereinigung geführt. Dank also dem Herrn, der unsere Herzen tröstete, indem er uns zeigte, daß die Liebe nicht in allen erkaltet ist, sondern daß es irgendwo in der Welt noch solche gibt, die das Kennzeichen der Jüngerschaft Christi an sich tragen. So schien mir denn Euer Handeln wie Sternenlicht im nächtlichen Gewölk, das bald hier, bald dort Teile des Himmels beleuchtet, dessen Glanz immer hold ist, besonders hold aber, wenn man es nicht erwartet. Solche Sterne seid auch Ihr, Leuchten der Kirchen, recht wenige zwar und leicht zu zählen, die aber in dieser traurigen Lage wie Sterne in mondloser Nacht leuchten, und die mit dem Reize ihrer Tugend wie auch noch wegen ihrer Seltenheit so starke Sehnsucht wecken.
Dein Schreiben ließ uns auch Deine Gesinnung hinlänglich erkennen. War es auch in der Zahl der Silben knapp bemessen, es gab uns doch mit seinem rechtgläubigen Inhalt genügend Aufschluß über Deine S. 171 Gesinnung. Denn die Begeisterung für den hochseligen Athanasius ist ja das augenscheinlichste Zeugnis für die gesunde Anschauung in den Hauptpunkten. Für die Freude also, die uns Dein Schreiben gebracht hat, sagen wir unserem verehrtesten Sohne Euphemius unsern innigsten Dank; für ihn erbitte ich auch alle Hilfe vom Heiligen. Dich aber fordere ich auf, mit uns zu beten, auf daß wir ihn mit seiner sittsamen Gemahlin, unserer Tochter im Herrn, recht bald wieder sehen. Du selbst aber laß Dich erbitten, unsere Freude nicht auf einen Anfang zu beschränken, sondern bei jeder anfallenden Gelegenheit uns zu schreiben und Deine Liebe zu uns durch regen Verkehr zu steigern, auch die Zustände Eurer Kirchen bezüglich der Eintracht uns zu melden und für die unsrigen zu beten, damit auch bei uns große Stille werde, wenn unser Herr dem Winde und Meere gebietet2.
