XXXV. (Mauriner-Ausgabe Nr. 91) An Valerian, Bischof von Illyrikum1
Inhalt: Basilius bittet in der Antwort auf einen Brief des Bischofs Valerian, er möge mit seinem Gebetsmemento zur Rettung der morgenländischen Kirche mithelfen. — Geschrieben 372.
Dank sei dem Herrn2, der uns in Deiner Reinheit eine Frucht alter Liebe schauen ließ! Leiblich uns so fern, hast Du ja durch ein Schreiben Dich mit uns verbunden, in geistiger und heiliger Sehnsucht uns umarmt und unsere Herzen zu unaussprechlicher Liebe gestimmt. Wirklich, wir verstehen jetzt die Bedeutung des Sprichwortes: „Was kühles Wasser für eine durstige Seele, das ist eine gute Botschaft aus der Ferne3.” Denn groß ist bei uns der Hunger nach Liebe, ehrwürdigster Bruder! Die Ursache ist wohl bekannt: Die Ungerechtigkeit ward voll, und die Liebe der meisten ist erkaltet4. Deshalb erschien uns Dein Schreiben so wertvoll, und wir antworten Dir durch denselben gottesfürchtigen Mann, unsern Mitdiakon und Bruder Sabinus. Durch ihn geben wir Dir auch von uns Kunde und bitten Dich, im Gebete S. 135 für uns zu wachen, damit doch einmal der heilige Gott auch unsern Angelegenheiten Friede und Ruhe gebe und dem Sturme hier und dem Meere gebiete, daß wir endlich frei werden von der Aufregung und Verwirrung, in der wir gegenwärtig leben, und die uns jeden Augenblick zu verschlingen droht. Doch das hat uns der Herr in der gegenwärtigen Not gnädig verliehen, daß wir hören dürfen, ihr lebtet miteinander in vollständiger Eintracht und Einigkeit, und die Verkündigung der Religion stoße bei Euch auf keine Schwierigkeiten. Ihr müßt ja doch einmal, wenn je die Zeit dieser Welt noch nicht abgelaufen ist, vielmehr noch weitere Tage menschlichen Lebens folgen, dem Morgenlande den Glauben erneuern und ihm für das Gute, das Ihr von ihm empfangen habt, zu seiner Zeit vergelten. Denn der gesunde Teil hier, der den Glauben der Väter verteidigt, ist hart bedrängt; mit allen möglichen raffinierten Angriffen hat der Teufel ganz nach seiner Art ihm zugesetzt. Auch das Gebet von Euch, die Ihr den Herrn liebt, soll die verderbliche, völkerverführende Ketzerei der arianischen Irrlehre austilgen, und es soll die gesunde Lehre unserer Väter, die zu Nizäa versammelt waren, wieder aufleuchten, daß entsprechend der erlösenden Taufe der seligen Dreieinigkeit Lob und Ehre gezollt werde.
