Siebentes Kapitel. Prokopius verstärkt sich. Arbition wird zum Feldherrn gegen ihn ernannt.
1. Auf diesen Vortheil stolz, vermehrte nun Prokopius seine Macht in kurzer Zeit, und war, nach Vieler Meinung, izt im Stande, es mit den Kaisern aufzunehmen. Legionen der Römer und eine Menge Barbaren schlugen sich zu ihm. 2. Der Ruhm der Verwandtschaft mit dem Julian und die, mit diesem in allen seinen Kriegen gemachten, Feldzüge zogen auch viele auf seine Seite. 3. Bereits sandte er einige Vornehmen an den Beherrscher der Skythen jenseits des Isters,1 der ihm zehentausend rüstige Streitgenossen zuschickte. Auch andere barbarische Völker traten zusammen, um an der Unternehmung Theil zunehmen. 4. Da er ferner bedachte, daß er nicht wohl mit beiden Kaisern kämpfen könne, so beschloß er, einstweilen mit dem nähern zu streiten, und dann zu sehen, was weiter zu thun sey.
5. Diese Anstalten machte Prokopius; Valens aber, der Kaiser, vernahm die Nachricht von dem S. 13 Aufstande im Galatischen Phrygien,2 wurde dadurch bestürzt, und mit Unruhe erfüllt. 6. Arbition3 aber sprach ihm Muth zu, und rüstete die Macht, die bei der Hand war, zum Kriege. Valens schickte Botschaft an seinen Bruder, ihm von der Unternehmung des Prokopius Nachricht zu geben. 7. Valentianus aber glaubte, demjenigen, der das ihm anvertraute Reich zu schützen nicht im Stande wäre, auch nicht helfen zu müssen. 8. Valens bereitete sich daher zur Schlacht, und übergab die Führung des Kriegs gegen den Prokopius dem Arbition. Schon wollten beide Heere sich ein Treffen liefern, als Arbition gegen die Verwegenheit des Prokopius sich einer Kriegslist bediente, und ihm die meisten seiner Mitstreiter entzog, von denen er zugleich erfuhr, was er im Sinne hatte.
