Funfzehntes Kapitel. Weitere Verfolgung der Gelehrten.
1. Von allen, die durch Philosophie berühmt waren, wurde zuerst Maximus1 hingerichtet, S. 25 nach ihm Hilarius, aus Phrygien gebürtig, weil er ein dunkeles Orakel aufs deutlichste erklärt hatte; nach diesem Simonides, dann Patricius der Lydier und Andronikus aus Karien. 2. Sie hatten alle eine hohe Stufe der Wissenschaften erreicht, und wurden mehr aus Neid, als durch ein gerechtes Urtheil, verdammt. 3. So war alles so sehr verwirrt, daß die Sykophonten2 mit ganzen Schaaren den nächsten Besten, die sie in ihrem Wege fanden, in die Häuser drangen, diejenigen, die ihnen begegneten wegrissen, und denen übergaben, die zur Hinrichtung Aller ohne weitere Untersuchung verordnet waren. 4. Das Haupt dieses ganz ungewöhnlichen Verfahrens war Festus, von dem der Kaiser wußte, daß er zu aller Grausamkeit Hang hatte, und den er daher als Proconsul nach Asien sandte, damit niemand übrig bliebe, der sich mit Wissenschaften beschäftigt hatte, und die Absicht wirklich ausgeführt würde. 5. Denn Festus suchte alle auf, und wen er fand, tödtete er ohne Untersuchung; die übrigen zwang er, sich selbst zur Flucht über die Gränzen zu entschließen. 6. So endigte sich das Unglück, das sich durch die Anklage des Theodorus über die Städte verbreitet hatte3!
Es giebt mehrere bekannte Maximus. Derjenige, von dem hier die Rede ist, war aus Ephesus gebürtig, und einst ein Lehrer Julians gewesen. S. Febr. Bibl. 8, 770. Gibbon glaubt, er seye der Magie wohl nicht ganz mit Unrecht beschuldigt worden, und Zosimus habe, wie Ammian, die Erzählung von der Verfolgung dieser Philosophen übertrieben. ↩
Falsche Angeber, Verleumder etc. Ich habe das Wort beibehalten, weils bei den Griechen wie technisch ist. ↩
„Diese gerichtliche Proceduren des Valens gegen die Giftmischer und Zauberer ist für die Geschichte der Menschheit sehr wichtig. Gegen die Philosophen und ihre Bibliotheken wurde so sehr gewüthet, daß von dieser Zeit an (J. 374.) fast der Name der heidnischen Philosophen erlosch, und nun, besonders im Orient, christliche Religion und Philosophie die herrschende war. Daß dieses Gibbon nicht bemerkte, wundert mich.“ Heyne. Und zwar um so mehr, weil wahrscheinlich die christliche Geistlichkeit die Verfolgung erregte. ↩
