Eilftes Kapitel. Niederlage der Westgothen und Friede mit ihnen.
[J. 369.] 1. Nachdem nun diese Anstalten den Winter über gemacht worden waren; so brach der Kaiser mit Anfange des Frühlings von Marcianopolis auf, und mit den Soldaten, die am Ister in Besatzung gelegen hatten, über den Strom in des Feindes Land, und rückte gegen die S. 19 Barbaren an. 2. Diese hatten nicht den Muth, einem regelmäßigen Treffen zu stehen,1 sondern verbargen sich in Sümpfe,2 und thaten heimliche Üeberfälle aus denselben. Daher befahl Valens den Soldaten, auf ihren Posten zu bleiben: allem Trosse aber, den er bey sich hatte, und denen, die das Gepäcke bewachen sollten, versprach er eine gewisse Geldsumme für jeden Kopf der Barbaren, den sie ihm brächten. 3. Alsbald erhuben sich Alle, aus Hofnung des Gewinnstes, drangen in die Wälder und Sümpfe, hieben nieder, was ihnen in die Hände fiel, zeigten die Köpfe der Niedergemachten, und erhielten den versprochenen Preiß.3 S. 20 4. Da nun eine Menge auf diese Art umkam, so baten die Uebrigen den Kaiser um Frieden, Valens verwarf ihre Bitte nicht, und es wurde ein Friede geschlossen, der die Würde der Römer nicht schändete.4 5. Denn es wurde beliebt, die Römer sollten mit aller Sicherheit behalten, was sie zuvor hatten: 6. den Barbaren aber untersagt, überzusetzen,5 und überhaupt die Römische Gränze nicht zu betreten. 7. Nach gemachtem Frieden kehrte Valens nach Konstantinopel zurück. Als der Präfekt starb, übertrug er dieses Amt dem Modestus. Nach dieser Anordnung eilte er zum Kriege gegen die Perser.
Nach dem Ammian, dem Mascov (Gesch. der C. B. 7. § 3.) und Gibbon S. 252. folgen, fiel doch ein ordentliches Treffen vor. ↩
Der Herausgeber will diese Sümpfe in Bergen, oder das ἕλεσι [helesi] in ὄρεσι [oresi], oder ὕλαις [hylais] verwandeln; Heyne aber behält die Sümpfe bei, u. zwar, wie es scheint, mit desto mehrerem Grunde, da sie gleich darauf noch einmal vorkommen, und wegen der großen Ueberschwemmungen des vorhergehenden Jahrs 368. deren die Geschichtscheiber erwähnen, wohl noch Statt haben konnten. ↩
Im Texte heißts: τὸ τάχος [to tachos]. Leunclav muthmaßt ταχθέν [tachthen], dem auch R. beistimmt, und versteht darunter χρυσιόν [chrysion]. Das von Sylb. angegebene Wort [angegeben = πίγος; pigos] ταγός [tagos] [= Herrscher ist im Wörterbuch] findet sich in den Wörterbüchern nicht. Vielleicht ist das ganze so zu lesen: ταχέως τὸ ταχθὲν ἐκομίζοντο [tacheōs to tachthen ekomizonto]. Das eine der beiden Wörter ist wegen Aehnlichkeit des Lauts und der Buchstaben von den Abschreibern ausgelassen worden. ↩
Wie neulich der Persische. ↩
Ueber den Ister. ↩
