Drei und dreißigstes Kapitel. Gratianus schickt Hülfe — Theodosius fernere schlechte Regierung und Verfolgung des Heidenthums.
S. 54 1. So stunds in Thessalien und Makedonien! [J. 380.] Theodosius aber zog mit vieler Pracht, wie wenn er einen Triumph über einen wichtigen Sieg hielte, in Konstantinopel ein, achtete nicht des allgemeinen Unglücks, und erweiterte nach der Größe der Stadt die Unmäßigkeit seines Aufwands.1
2. Gratianus aber, der über die erhaltene Botschaft nicht wenig bestürzt war, schickte eine hinreichende Macht ab, die er dem Feldherrn Baudon anvertrauete, und dem er auch den Arbogast beigesellte. Beide waren Franken von Geburt, sehr gut gegen die Römer gesinnt, durch Geschenke unbestechlich und durch Kriegskenntnisse und Stärke ausgezeichnet. 3. Als sie nun mit dem Heere in Thessalien und Makedonien anlangten, merkten die dorten raubende Skythen alsbald, schon aus den Vorspielen des Kriegs, die Klugheit und Entschlossenheit jener Männer, zogen sich gleich weg, und eilten durch das vorher von ihnen geplünderte Thrakien zurück. In der Unentschlossenheit, was S. 55 sie thun sollten, wandten sie sich zur ehemaligen Erfahrung, und versuchten, den Theodosius auf die vorige Art zu täuschen. 4. Erst schickten sie nur wenige Uebergänger an ihn, die ihm gute Gesinnungen, Bundsgenossenschaft und Gehorsam gegen alle Befehle versprachen. 5. Da er ihren Worten glaubte, sie aufnahm, und die erste Erfahrung ihn noch nicht einsehen ließ, was sein Vortheil war, so folgten ihnen andere, und er nahm alle auf — und nun war der Staat durch die Einfalt des Kaisers, die durch seine Schwelgerei Nahrung erhielt, abermals in der Gewalt der Uebergänger: 6. denn alles, was zur Verderbniß der Sitten und des Charakters beiträgt, nahm unter dieser Regierung so sehr zu, daß fast alle, die der Aufführung des Kaisers nachahmten, die Glückseligkeit des Lebens nur darauf einschränkten. 7. Lustigmacher, verwünschte Tänzer und alles, was zur schändlichen Lebensart und einer so geschmacklosen und sittenverderblichen Musik dient, wurde unter ihm izt angestellt, und nachher ― und eben dadurch, daß seine Thorheit Nachahmer fand, der Staat in solches Verderben gestürzt. 8. In der ganzen Stadt und auf dem Lande belagerte er die Sitze der Götter, und alle, die Götter glaubten, waren in Gefahr, oder auch, die nur zum Himmel aufblickten, und die Erscheinungen an demselben verehrten.
D. i. da er izt in eine viel größere Stadt kam — denn bisher hatte er sich größtentheils in kleineren Städten, meistens in Thessalonich aufgehalten ― so nüzte er die Gelegenheit, die ihm Konstantinopel gab, mehr zu verschwenden. ↩
