Ein und zwanzigstes Kapitel. Valens eilt gegen die Gothen. ― Sonderbare Erscheinung!
S. 35 1. Da diese Provinzen in so große Gefahr geriethen, so eilte man zum Kaiser, um ihm den Vorfall zu verkünden. 2. Er brachte die Angelegenheiten mit den Persern, so gut es sich thun ließ, in Ordnung, eilte von Antiochien herbei, kam nach Konstantinopel, und gieng von da nach Thrakien, um den Krieg mit den Skythischen Ueberläufern zu bestehen. 3. Das Heer, das auszog, und der Kaiser selbst, sahen hier folgendes Wunderzeichen. Man sahe einen am Wege liegenden Körper eines Menschen, der ganz unbeweglich war, und einem, vom Kopfe bis zu den Füßen gegeißelten Manne glich, nur hatte er die Augen offen, und sahe damit diejenigen an, die sich ihm näherten. 4. Da man nun ihn fragte: wer er sey, und woher, oder, wer ihm das gethan habe, und er schlechterdings nichts antwortete, so hielt mans für etwas Ausserordentliches, und zeigte es auch dem Kaiser, der in der Nähe war, an. 5. Er brachte die nämlichen Fragen vor, jener aber war eben so stumm. Man glaubte weder, daß er lebte, weil er gänzlich unbeweglich war, noch, daß er todt war, weil sein Blick so munter schien. Auf einmal verschwand die Erscheinung! 6. Da nun die Umstehenden nicht wußten, was sie von der Sache denken sollten, so muthmaßten S. 36 diejenigen, die dergleichen erklären konnten: es bedeute den künftigen Zustand der Staatsverfassung; der gepeitschte und gegeißelte Staat werde einem Sterbenden ähnlich seyn, bis er durch die Laster der Herrscher und Vorsteher gänzlich zu Grunde gehe.
[J. 377.] 7. Wenn wir auf alle Umstände merken, so werden wir finden, wie wahr diese Prophezeihung war.
