2.
S. 150 Indes ich ersuche Deine Heiligkeit, sich an die ersten Vorschläge zu erinnern und nicht andere Antworten für andere Fragen sich bieten zu lassen, noch auch den Sophistereien derer ein Gewicht beizulegen, die auch ohne die Kraft des Wortes schon mit ihrer bloßen Ansicht die Wahrheit aufs übelste entstellen. Ich habe doch einfache, deutliche und leicht zu merkende Worte vorgelegt, ob wir nämlich die, welche das Nizänische Glaubensbekenntnis nicht annehmen, von der Gemeinschaft ausschließen sollen und ob wir mit denen, die den Hl. Geist ein Geschöpf zu nennen wagen, etwas gemein haben wollen. Dieser1 aber hat statt einer wortgetreuen Antwort auf unsere Fragen das zusammengestoppelt, was Du uns geschickt hast — nicht etwa mit innerer Überlegung, wie der eine oder andere meinen könnte, noch auch deshalb, weil er die Konsequenz nicht einsehen könnte. Vielmehr legt er sich den Gedanken vor, daß er im Falle einer Ablehnung unseres Vorschlages sich selbst vor den Laien offen bloßstellen würde, im Falle seiner Zustimmung aber jene Zwitterstellung aufgeben müßte, in der er sich bis jetzt am wohlsten gefühlt hat. Er soll uns doch nicht täuschen und nicht mit andern auch Deine Einsicht hintergehen wollen, sondern er soll uns eine bündige Antwort auf die Frage schicken und eine Gemeinschaft mit den Feinden des Glaubens entweder eingestehen oder dementieren. Wenn Du ihn dazu beredest und mir aufrichtige Antwort vermittelst, wie ich sie wünsche, so will ich der sein, der hintendrein an allem schuld war; ja ich nehme die ganze Schuld auf mich, und verlange Du dann von mir einen Akt der Verdemütigung! Solange aber nichts von dem geschieht, verzeih’ es, gottseligster Vater, wenn ich nicht mit der Miene der Heuchelei zum Altare Gottes hinzutreten kann! Fürchte ich mich nicht davor, weshalb hätte ich mich dann von Euhippius getrennt, der in den Wissenschaften so bewandert, im Alter so weit vorgerückt ist und so vielen gerechten Anspruch auf unsere Freundschaft hatte? Haben wir aber in diesem Falle recht und gerecht im Interesse der Wahrheit gehandelt, so S. 151 wäre es doch wohl lächerlich, mittelst dieser geistreichen und galanten Leute, die eine Zwitterstellung einnehmen, mit denen im Bunde erscheinen, die wie jener2 dasselbe behaupten.
