2.
Wenn es nun doch noch für Dich eine Hoffnung auf Rettung gibt, wenn ein kurzes Erinnern an Gott übriggeblieben, wenn noch ein Verlangen nach den künftigen Gütern, wenn noch eine Furcht vor den verdienten Strafen für die Unbußfertigen, dann knüpf schleunigst wieder an! Erhebe Deine Augen zum Himmel! Komm zur Besinnung! Laß ab von Deiner Bosheit! Schüttle ab den Rausch, der Dir anhängt! Steh auf wider den, der S. 92 Dich zu Boden geworfen! Ermanne Dich, von der Erde wieder aufzustehen! Denk an den guten Hirten, der Dir nachgeht, um Dich herauszuziehen! Und wenn Du nur noch zwei ganze Knochen hast oder ein Ohrläppchen1, so spring weg von dem, der Dich verwundet hat! Erinnere Dich der Erbarmung Gottes, der mit Öl und Wein heilt! Verzweifle nicht an der Rettung! Ruf Dir ins Gedächtnis zurück die Schriftworte, daß, wer fällt, aufsteht, wer sich abgewandt, wieder zurückkehrt2, wer geschlagen ist, geheilt wird, der den Tieren Vorgeworfene am Leben bleibt, der Reuige nicht verstoßen wird. „Denn nicht will Gott den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe3.” Acht es nicht gering, in den Abgrund des Elendes gefallen zu sein4! Es gibt eine Frist für die Geduld, eine Frist für die Langmut, eine Frist für die Heilung, eine Frist für die Besserung. Du bist gefallen? Steh auf! Du hast gesündigt? Laß ab! Bleib nicht stehen auf dem Wege der Sünder5, sondern flieh ihn! Wenn Du umkehrst und seufzest, dann wirst Du gerettet werden. Es gibt eine Gesundung von der Krankheit, eine Heilung nach der Verwundung. Sieh zu, daß Du nie willens, diesen oder jenen gegenüber Verbindlichkeiten zu erfüllen, die Verpflichtungen Gott gegenüber verletzest, die Du vor vielen Zeugen beschworen hast6! Säume nun nicht aus irgendwelchen menschlichen Rücksichten, zu mir zu kommen! Ich will meinen Toten aufnehmen und beweinen. Ich werde für ihn Sorge tragen; „ich will bitterlich weinen wegen der Verheerung der Tochter meines Volkes7”. Alle nehmen Dich auf und wollen mit Dir büßen. Laß den Mut nicht sinken8! Gedenke der früheren Tage! Es gibt eine Rettung, eine Wiedergutmachung. Hab’ Vertrauen; verzweifle nicht! Es gibt kein Gesetz, das mit Ausschluß S. 93 der Barmherzigkeit zum Tode verurteilt. Vielmehr geht Gnade vor Recht, und sie wartet auf Besserung. Noch sind die Türen nicht verschlossen; der Bräutigam horcht. Nicht herrscht die Sünde. Nimm den Kampf wieder auf! Säume nicht! Hab’ Mitleid mit Dir selbst und mit uns allen in Christus Jesus, unserm Herrn, dem Ruhm und Macht sei jetzt und immer in alle Ewigkeit! Amen.
