44.
Man darf doch nicht jene bewundern, welche nur mit Worten Staaten gründen, sie aber nicht verwirklichen können, sich vor hohen Tyrannen fast niederwerfen und sich vor einem Obolus tiefer verbeugen als vor den Göttern1, und jene, welche teils lehren, es gebe überhaupt keinen Gott, teils die göttliche Vorsehung leugnen und welche alles vom blinden Zufall oder von Sternen und von den dem Zwange unterworfenen, von irgendeiner unbekannten Person und Kraft geleiteten Formen abhängen lassen, und jene, welche annehmen, alles strebe nach sinnlichen Freuden und diese seien der Zweck des menschlichen Lebens. Nur ein schönes Wort ist ihnen die Tugend, deren Wert nicht über dieses Leben hinausreiche. Es gebe ferner über dieses Leben kein Gericht, das das Unrecht später bestrafe. Entweder war jeder jener Weisen ohne Verstand, blieb sozusagen im tiefen Schmutze und in lichtloser Finsternis des Irrtums und der Unwissenheit stecken, war nicht einmal so weit geistig geläutert, um (nur) die Strahlen der Wahrheit zu schauen, war vom Irdischen und Sinnlichen befleckt und unfähig, über die Dämonen sich zu erheben und des Schöpfers würdig, emporzusteigen. Oder aber, wenn einer noch etwas tiefer blickte, nahm er wohl die S. 97 Vernunft, nicht aber Gott zum Führer und ließ sich vom Rationalismus leiten, welcher den meisten entsprach und sie daher mehr anzog.
Plato soll sich einmal an den Tyrannen Dionysius gewandt haben, um von ihm Geld zu erhalten. ↩
