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Was plante Julian? Welche List ersann er gegen die Christen, welche noch fester standen? Wie manche unter die Speisen Gift mischen, so verband er mit der üblichen Verehrung der Kaiser gottlose Bräuche und erhob den Götzendienst zum römischen Gesetze. Seine Bilder, auf welche er an Stelle der üblichen Darstellungen Götzen zeichnen ließ, wurden vor dem Volke, den Städten, besonders vor den Volkshäuptern aufgestellt, damit es ganz ausgeschlossen war, dem Unheil zu entrinnen. Denn entweder verehrten sie die Kaiser und zugleich die Götzen oder sie weigerten sich, die Götzen zu verehren, und entzogen, da die Verehrung sich nicht trennen ließ, auch den Kaisern die Ehre. Solcher List, dieser so schlau ersonnenen Schlinge der Kirchenfeinde sind einige entronnen, welche kirchlich besonders feststehen und im Denken besonders geschult sind. Doch hatten sie ihre bessere Schulung zu büßen. Allerdings S. 122 gab man vor, sie hätten sich gegen die den Kaisern schuldige Ehrung verfehlt; tatsächlich aber hatten sie für den wahren König und für ihre Religion zu leiden. Von den unerfahrenen und einfachen Leuten aber ließen sich viele einfangen. Ihre Unwissenheit mochte sie vielleicht entschuldigen, da sie ja doch durch List auf die Seite der Kirchenfeinde hinübergezogen worden waren. Dieses Verfahren allein genügte, um das Andenken des Kaisers zu schänden1. Es ist, wie ich glaube, zwischen Fürsten und Privatleuten zu unterscheiden, da ihr Ansehen verschieden ist. Einem Privatmanne kann man es noch nachsehen, wenn er hinterlistig handelt; denn wenn einem keine äußere Macht zu Verfügung steht, muß man es einem verzeihen, wenn er schlau zu sein sucht. Für einen Kaiser aber ist es nicht nur schändlich, von einer Macht besiegt zu werden, sondern, wie ich glaube, noch schmählicher und ungeziemender, wenn er seine Unternehmungen und Pläne hinterlistig verbirgt.
στηλιτεῦσαι. [stēliteusai] Vgl. Überschrift der Rede. ↩
