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An solche Neuerungen dachte der Reformator und Sophist. Es ist fraglich, ob der Umstand, daß Julians Pläne unvollendet blieben und sich nicht verwirklichten, uns zum Vorteil war, soferne wir durch sein Verhalten von seinen Plänen ziemlich rasch befreit worden sind, oder aber ihm selber Nutzen brachte, da er nicht über einen Traum hinaus kam. Es hätte sich zeigen können, was Original und was Nachäfferei1 ist. Affen S. 148 sollen nämlich menschliche Handlungen nachahmen, wenn man so schlau ist, ihnen schmackhafte Brocken vorzuwerfen. Durch diese lassen sie sich gewinnen; unsere Weisheit aber können sie trotz ihrer Nachahmungskunst nicht erreichen. Thessalische Pferde, lacedämonische Frauen und aus der Arethusaquelle trinkende Männer ― ich meine, dem Orakel folgend, die Sizilianer ―, sind in ihrer Art nicht besser, als es in ihrer Art die erwähnten Bräuche und Gesetze sind, welche vor allem für die Christen passen und von keinem, die uns nachgehen wollen, nachgemacht worden sind; denn sie verdanken nicht so sehr menschlichen Erwägungen, als vielmehr göttlicher Kraft und dem Konservatismus ihren Sieg.
πιθήκων μιμήματα. Doch war es Julian nicht um eitle Nachäffung zu tun. Es lag ihm auch an der sittlichen und religiösen Besserung der heidnischen Priester. In Brief 49 schrieb er an den Oberpriester in Gallien, er solle alle Priester seiner Provinz absetzen, „welche nicht mit ihren Frauen, ihren Kindern und ihren Dienern das Beispiel der Götterverehrung gäben, sondern es zuließen, daß ihre Sklaven, ihre Kinder oder ihre Frauen sich gegen die Götter unehrerbietig benähmen und Gottlosigkeit dem Götterkult vorzögen“ (Hertlein 553). In einem Brieffragment erklärte er: „Das Zeichen eines Priesters, der die Götter liebt, ist, daß er seine ganze Familie anhält, den Kult zu üben“ (Hertlein 391). In einem seiner Briefe an die Priesterin Theodora betonte er: „Wenn du einen Mann oder eine Frau, seien sie Freie oder Sklaven, welche die Götter nicht verehren oder wenigstens nicht Aussicht auf Bekehrung bieten, liebst, begehst du eine Sünde . . . . Ich möchte nicht von Leuten geliebt sein, die nicht die Götter lieben“ (Julian, Ep. 2* in Revista di filologia 1889, 298). Allard, „Julien l’Apostat“ II. 195 f. schreibt zu der obigen Bemerkung Gregors: „Saint Grégoire prononce le mot de singerie; l’intention de Julien me parait plus haute que cela. Il songe sérieusement à doter son clergé d’un personnel rivalisant de zèle et de moralité avec les membres les plus exemplaires du clergé chrétien. Il voudrait que les ministres appelés à officier dans ses temples et à parler du haut de leurs chaires ressemblassent vraiment à certains hommes dont il ne pouvait se rappeler sans envie les vertus. C’est à former des Athanase, des Grégoire et des Basile paiens qu’il applique tout son esprit.“ ↩
