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S. 99 Wenn nicht der Tod des Kaisers der Ankunft des Tyrannen zuvorgekommen wäre, wenn nicht der geheime Anschlag über die offene Macht gesiegt hätte, dann hätte der Elende wohl erkennen müssen, daß seine Eile zu seinem Nachteile war. Und ehe seine Verwegenheit und Torheit von den Persern gezüchtigt wurde, wäre er auf römischem Boden für seine Tollkühnheit bestraft worden. Beweis hiefür ist, daß er noch während seines Anmarsches, da er noch wähnte, unbemerkt zu sein, vom edlen Kaiser durch ein Heer umzingelt und so abgeschnitten wurde, daß eine Flucht unmöglich gewesen wäre1, wie sich aus der späteren Geschichte ergeben hatte. Denn selbst als Julian bereits zur Herrschaft gekommen war, kostete es ihn keine geringe Mühe, jenes Heer2 niederzuwerfen. Nun mußte der, welcher über die Verwegenheit und Gottlosigkeit zugleich entrüstet war und den Weisesten (schon) in der Schlinge hatte3, mitten auf dem Wege ― eine Strafe für unsere Sündhaftigkeit! ― sein Leben beenden, nachdem er vor Gott und den Menschen wiederholt seine Nachgiebigkeit gerechtfertigt und durch seinen Hingang den Christen gezeigt hatte, daß es ihm um Förderung der Religion zu tun war4.
Ammianus Marcellinus 21, 12: „Formidabat enim (Julianus), ne clausorum militum apud Aquileam repentino adsultu obseratis angustiis Alpium Juliarum provincias et adminicula perderet.“ Vgl. P. Allard, Julien L’Apostat. II. (Paris 1903) 64 ff. ↩
D. i. die Besatzung von Aquilea. ↩
D. h. Konstantius hatte das Heer des Julian bereits umzingelt. ↩
Nach Gregor war Konstantius durch die Hand eines Heiden als Opfer für die christliche Religion gestorben. ↩
