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Wie viel Schlimmes wäre sonst noch zu sagen! Wer könnte mir die Muße und die Sprache eines Herodot und eines Thukydides geben, daß ich die Bosheit dieses Mannes der Zukunft überliefere und daß die Geschichte seiner Zeit für die Nachwelt festgenagelt bleibt1? Schweigen will ich vom Orontes und von den nächtlichen Opfern, welche unter dem Beistand des Kaisers der Fluß verbarg, voll von Leichen, ein geheimer Mörder2 Hier ist es am Platze, sich der Worte des Dichters (Homer) zu bedienen. Übergehen will ich auch die verborgenen, abgelegenen Orte seiner Residenz S. 132 und all die Gruben, Zisternen und Kanäle, die voll von schlimmen Schätzen und Geheimnissen waren, nicht nur voll von Jünglingen und Jungfrauen, welche zu Beschwörungen und Weissagungen und zu unerlaubten Opfern verstümmelt wurden, sondern auch von solchen, die um ihres Glaubens willen gefoltert wurden3. Wir wollen darüber, wenn es gut dünkt, schweigen, da er selbst in diesen Fällen kein Radikaler war und sich der Taten schämte. Dies ergibt sich daraus, daß er solche Vorgänge zu verheimlichen suchte in der Meinung, der Frevel verdiene nicht bekannt zu werden. Daß er unsere Glaubensgenossen in Cäsarea4, diese edlen, religiösen Leute, so sehr verfolgte und mißhandelte, verdient vielleicht noch nicht einmal tadelnd hervorgehoben zu werden. Denn in begreiflicher Erregung für Fortuna5 scheint er, weil das Glück Unglück hatte, Rache genommen zu haben; man muß dem Unrecht auch einmal seine Herrschaft verzeihen.
ἵνα στηλιτευθῇ [hina stēliteuthē]. ↩
στεινόμενος νεκύεσσι καὶ κτείνων ἀδήλως [steinomenos nekyessi kai kteinōn adēlōs]. Vgl. Ilias 21, 220: Στεινόμενος νεκύεσσι· σὺ δὲ κτείνεις ἀϊδήλως [Steinomenos nekyessi; sy de kteineis aïdēlōs]. Der Gott des Skamanderflusses hatte diese Worte an den mordenden Achilles gerichtet. ↩
Vgl. Theodoret 3, 22. ↩
In Kappadozien. ↩
In Cäsarea hatte ein Christ den Tempel der Fortuna durch Brand zerstört. ↩
