17.
Weil nun die besprochene Zahl eines solchen Vorzugs in der Natur gewürdigt ist, darum versah der Schöpfer notwendigerweise am vierten Tage den Himmel mit dem schönsten und göttlichsten Schmuck, den leuchtenden Gestirnen. Und da er wusste, dass das Licht von allen existierenden Dingen das beste ist, machte er es zum Organ des besten der Sinne, des Sehvermögens. Denn was die Vernunft in der Seele ist, das ist das Auge im Körper; denn beide sehen, jene die rein geistigen Dinge, dieses die sinnlich wahrnehmbaren. Und wie die Vernunft der Einsicht bedarf, um die unkörperlichen Dinge zu erkennen, so bedarf das Auge, um die Körper wahrzunehmen, des Lichtes, das auch die Ursache vieler anderer Güter für die Menschen ist, besonders aber des höchsten Gutes, der Philosophie. Denn sobald das Gesicht, vom Licht hinaufgeleitet, die Natur und die harmonische Bewegung der Gestirne wahrnahm, die wohlgeordneten Umdrehungen der Fixsterne und Planeten, von denen jene sich in immer gleicher Weise bewegen, diese in ungleicher und entgegengesetzter Weise zweierlei Bewegungen machen (nämlich die tägliche Bewegung um die Erde und die Bewegung um die Sonne.), und ihre harmonischen, nach den Gesetzen vollkommener Musik geordneten Reigentänze (Philo bezeichnet oft im Anschluss an die Pythagoreer die Bewegung der Gestirne als harmonische. Reigentänze. Unter der „vollkommenen Musik" ist die Harmonie der Sphären gemeint, die nach pythagoreischer Lehre darin besteht, dass in den Bewegungen der Himmelskörper die richtigen Zahlenverhältnisse herrschen und infolge dessen ein musikalischer Zusammenklang.), bot es der Seele eine unsagbare Lust und Wonne; und je mehr diese sich an dem Anblick der Erscheinungen weidete, die nacheinander, eine aus der anderen folgend, sich ihr zeigten, desto unersättlicher ward ihr Verlangen nach geistigem Schauen. Dann ging sie weiter, wie sie es gern tut, und forschte, was denn das Wesen dieser sichtbaren Dinge sei, ob sie unerschaffen (ewig) seien oder einen Anfang gehabt haben, welcher Art ihre Bewegung sei und welches die Ursachen, durch die sie alle geleitet werden. Aus der Forschung über diese Dinge entstand die Philosophie, das vollkommenste Gut, das in das menschliche Leben eingetreten ist.
