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Nachdem nun das Wasser und die Luft die für sie passenden Arten von Lebewesen gleichsam zum Eigentum erhalten hatten, rief Gott wiederum die Erde zur Hervorbringung des noch übrig gebliebenen Teiles — es waren aber nach den Pflanzen noch die Landtiere übrig — und sprach: „Es möge die Erde Vieh, Gewild und Kriechtiere jeder Art hervorbringen" (1 Mos. 1,24). Sie aber brachte sogleich die verlangten (Lebewesen) hervor, die sowohl in ihrem Bau als auch hinsichtlich ihrer Kräfte und der ihnen innewohnenden schädlichen oder nützlichen Fähigkeiten sehr verschieden waren. Ganz zuletzt aber schuf er den Menschen. Auf welche Weise, werde ich später sagen, nachdem ich vorher gezeigt, dass es eine sehr schöne Stufenfolge ist, in der die Schöpfung der Lebewesen nach seiner Anweisung erfolgte. Die roheste und am wenigsten ausgebildete Seele ist der Gattung der Fische zugeteilt (Die Fische wurden im Altertum auf eine niedrigere Stufe gestellt als die übrigen Tiere. Plato teilt die Tiere in 4 Stufen ein: Vögel, zahme Landtiere, wilde Tiere, Fische (Tim, 92a).), die vollkommenste und in jeder Hinsicht beste dem Menschengeschlecht, die in der Mitte zwischen beiden liegende dem Geschlecht der Landtiere und Luftwandler; die letztere ist nämlich empfindungsfähiger als die der Fische, aber schwächer als die im Menschen waltende. Deshalb schuf er als die ersten beseelten Wesen die Fische, die mehr von der körperlichen als von der seelischen Substanz besitzen und gewissermassen Lebewesen und nicht Lebewesen sind, bewegte Unbeseelte, da ihnen nur zur Erhaltung des Körpers etwas Seelenartiges beigemischt wurde, wie etwa das Salz dem Fleisch zugesetzt wird, damit es nicht so leicht verderbe. Nach den Fischen schuf er die Vögel und Landtiere; denn diese sind schon empfindungsfähiger und zeigen in ihrer Gestaltung deutlicher die Eigenart ihrer Beseeltheit. Zuletzt, wie gesagt, schuf er den Menschen, dem er als besonderen Vorzug den Geist schenkte, gewissermassen eine Seele der Seele, wie die Pupille im Auge; denn auch diese nennen diejenigen, welche die Natur der Dinge genauer erforschen, das Auge des Auges.
