53.
Da aber nichts in der Schöpfung beständig ist, alles Sterbliche vielmehr Wandlungen und Veränderungen erfahren muss, so musste auch der erste Mensch die Folgen einer schlechten Tat verspüren. Die Veranlassung zum sündhaften Leben gab ihm das Weib. Solange er nämlich für sich allein war, glich er in seinem Alleinsein der Welt und Gott und prägte in seiner Seele die Wesenscharaktere beider aus, nicht alle, aber soviel davon ein sterbliches Wesen in sich aufzunehmen vermag. Als aber auch das Weib gebildet war, sah er ein ihm gleiches Gesicht und eine verwandte Gestalt; er freute sich des Anblicks, trat an sie heran und begrüsste sie. Da sie aber kein Lebewesen wahrnahm, das ihr ähnlicher war als er, freute sie sich ebenfalls und erwiderte züchtig seinen Gruss. Nun trat die Liebe hinzu, die sie wie zwei getrennte Hälften eines Wesens vereinigte und zusammenfügte, indem sie beiden das Verlangen nach inniger Gemeinschaft einflösste zur Erzeugung eines ähnlichen Wesens. Dieses Verlangen aber erzeugte auch jene Wollust des Körpers, die der Anfang ungerechter und ungesetzlicher Handlungen ist, um derentwillen die Menschen das sterbliche und unglückliche Leben für ein unsterbliches und glückseliges eintauschen.
