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Er schliesst aber den Weltschöpfungsbericht mit dem zusammenfassenden Satze: „Dieses ist das Buch der Schöpfung des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden, an dem Tage, an dem Gott den Himmel und die Erde erschuf und alles Gras des Feldes, bevor es auf der Erde entstand, und alles Kraut des Feldes, bevor es gewachsen" (1 Mos. 2,4.5). Führt er uns hier nicht deutlich die unkörperlichen und gedachten Ideen vor, die die Siegel für die sinnlich wahrnehmbare Wirklichkeit wurden (d. hl. alles, was wir mit den Sinnen wahrnehmen, verhält sich zu den Ideen wie die Siegelabdrücke zum Petschaft.)? Denn ehe die Erde grünte, sagt er, war eben dieses Grün in der Natur der Dinge vorhanden, und ehe Kraut auf dem Felde hervorkeimte, war Kraut vorhanden — d. hl. unsichtbar (Philo sieht in den Worten 1 Mos. 2, 4. 5 eine Rekapitulation des im 1. Kapitel erzählten Schöpfungswerkes und eine Bestätigung seiner Unterscheidung einer Idealwelt und einer körperlichen Welt. Der Grund liegt in der Übersetzung der LXX, die das hebräische ~rj, das hier soviel wie „noch nicht" bedeutet, nach der gewöhnlichen Bedeutung irrtümlich mit προ τοΰ (bevor) übersetzt. Aus den Worten „er schuf alles Gras und Kraut, bevor Gras und Kraut auf Erden war" schliesst Philo, dass hier das ideale Gras und Kraut gemeint ist und damit die ganze Idealwelt.). Man muss aber in Gedanken ergänzen, dass auch von allen anderen Dingen, die die Sinne unterscheiden, vorher die älteren Formen und Masse vorhanden waren, nach denen alles Gewordene gestaltet und bemessen wurde; denn wenn er auch nicht alle Dinge insgesamt Stück für Stück durchgeht, da er sich wie nur irgend einer der Kürze befleissigt, so sind nichtsdestoweniger schon die wenigen genannten Dinge (hinreichende) Beweise für die Allnatur, die ohne ein unkörperliches Vorbild keines der Dinge in der Sinnenwelt erzeugt.
