Drittes Kapitel. Arkadius vermählt sich aber nicht mit der Tochter des Rufinus.
S. 108 1. Als hierauf Rufinus nach Konstantinopel zurück kam, betrieb er wieder die Verwandtschaft mit dem Kaiser, und gab sich mehr Mühe als je, seine Tochter mit ihm zu verbinden. 2. Da aber ein Umstand wider seine Erwartung etwas anders herbeiführte, so schlug dem Rufinus seine Hoffnung fehl, und zwar aus folgendem Grunde. 3. Promotus1 hatte zwei Söhne, die, zu den Lebzeiten des Theodosius, mit seinen Kindern zusammen lebten. Bei dem einen derselben befand sich eine Jungfrau,2 durch ausserordentliche Schönheit ausgezeichnet. 4. Diese3 sich zuführen zu lassen, ermuntert den Kaiser Eutropius, einer der Verschnittenen im Dienste des Kaisers, und rühmet ihre Schönheit. 5. Als er sahe, daß Arkadius seine Beschreibung mit Vergnügen hörte, zeigte er ihm ihr Bildniß, erweckte dadurch sein Verlangen nach ihr noch mehr, und beredet ihn, diese zur Gattin zu wählen. Rufinus wußte von allem, was vorgieng, nichts, und wähnte immer, seine Tochter würde bald im Palaste wohnen, und die Regierung des Staats mit ihm S. 109 theilen. 6. Als der Verschnittene nun sahe, daß er die Vermählungssache zu Stande gebracht hatte, befahl er dem Volke, Tänze anzustellen und Kränze zu tragen; 7. der Kaiser werde sich vermählen, nahm ein Gewand, wie sichs für den Kaiser ziemte, und Schmuck aus dem Palaste, ließ alles die kaiserlichen Bedienten vortragen, und gieng mit dem voranziehenden Volke mitten durch die Stadt. 8. Alle glaubten, die Kostbarkeiten werden der Tochter des Rufinus gebracht werden, und liefen neben den Trägern einher. Als sie nun der Wohnung des Promotus sich näherten, traten sie mit den Hochzeitgeschenken ein, und übergaben sie der, bei dem Sohne des Promotus auferzogenen, Jungfrau, und erklärten sie dadurch zur Gattin des Kaisers. 9. So mußte nun Rufinus seine Hoffnung vereitelt, und eine andere als Gemahlin des Arkadius sehen, und sann von nun an auf nichts, als wie er auch den Eutropius aus dem Wege räumen könnte. 10. So stunds nun in dem Reiche des Arkadius!
