Eilftes Kapitel. Stilicho bringt Libyen wieder zum westlichen Reiche, und läßt den Sieger ertränken.
[J. 397.] 1. Nun war überall niemand in Konstantinopel, ders gewagt hätte, gegen den Eutropius aufzublicken. Nur allein an Stilicho, der die Staatsgeschäfte im Abendlande regierte, dachte er nun, und sann darauf, ihn von der Reise nach Konstantinopel abzuhalten. 2. Er beredete daher den Kaiser, den Senat zu versammeln, und ihn durch einen gemeinschaftlichen Schluß für einen Feind des Reichs erklären zu lassen. 3. Dies geschehen, macht er sich den Gildon, der Anführer im Karthaginensischen Libyen war, zum Freunde, entzieht dieses Land dem Reiche des Honorius, und schlägts zur Herrschaft des Arkadius. 4. Dem Stilicho, der darüber zürnte, und in Verlegenheit war, kam ein Zufall des Glücks zu Hülfe. 5. Denn Gildon hatte einen Bruder, Namens Maskeldelos, dem er mit dem Unsinn eines Barbaren nach dem Leben trachtete, und ihn zwang, zu Stilicho nach Italien zu schiffen, und diesem zu erzählen, was er von seinem Bruder gelitten habe. 6. Stilicho übergab ihm eine starke Macht, verschafte S. 124 hinreichende Fahrzeuge, und schickte ihn zum Kriege gegen den Bruder ab. 7. Maskeldelos steigt da ans Land, wo er gehört hatte, daß dieser sich aufhalte, überfällt ihn unvorbereitet, und erhält nach einem harten Treffen einen solchen Sieg, daß Gildon seinem Leben durch einen Strick ein Ende machte. 8. Denn dieses wollte er lieber thun, als sich dem Feinde unterwerfen. 9. Nun gab Gildons Bruder Libyen an das Reich des Honorius zurück, und kam, als Sieger, wieder nach Italien. Stilicho war zwar über diese glückliche Verrichtung nicht vergnügt, doch heuchelte er Achtung gegen ihn, und zeigte ihm gute Hofnungen. 10. Als aber einst Stilicho, bei einem Spaziergange in die Vorstadt, über eine Brücke gieng, so vollstreckten die Trabanten das ihnen gegebene Zeichen, und warfen den Maskeldelos, der im Gefolge war, in den Fluß. 11. Stilicho lachte, und der Fluß riß den Unglücklichen dahin, daß er ertrank.
