Fünf und vierzigstes Kapitel. Niederlage des Valens — Ataulphs Verlust.
1. Da indessen die Sachen in Rom in keinem besseren Zustande waren, beschloß der Kaiser, fünf Schaaren Soldaten aus ihrem Standlager in Dalmatien aufbrechen, und nach Rom zur Bewachung abgehen zu lassen. 2. Sie betrugen sechs tausend Mann, an Kühnheit und Stärke der Kern des Römischen Heers. Ihr Anführer war Valens, ein in jeder Gefahr unerschrockener Mann. 3. Er verschmähete es, durch die Gegenden zu ziehen, welche die Feinde nicht besetzt hatten. Alarich S. 188 aber erwartete seinen Durchzug, und überfiel ihn mit aller seiner Macht. So lieferte Valens alle seine Leute in die Hände der Feinde, daß kaum hundert entrannen, unter denen der Anführer war. Denn es gelang ihm, nebst dem Attalus, der vom Senate zum Kaiser geschickt worden war, noch nach Rom zu kommen, und so sich zu retten. 5. Nun kam immer neues, noch größeres, Uebel hinzu. Als Attalus nach Rom kam, befreiete er den Heliokrates von der Sorge, die ihm der Kaiser, auf den Rath des Olympius, übertragen hatte. 6. Denn er hatte den Auftrag, das Vermögen derer, die es wegen des Umgangs mit Stilicho verlieren sollten, aufzusuchen, und in den Fiscus zu bringen. Da er aber, als ein Mann von gemäßigter Denkungsart, es für Ungerechtigkeit hielt, die Unglücklichen zu strenge zu behandeln, so untersuchte er die Umstände nicht aufs genaueste, ließ einigen sogar heimlich rathen, zu verbergen, was sie könnten, daher hielt man ihn für einen übelgesinnten Mann, und führte ihn nach Ravenna, daß er da, wegen seiner Menschenliebe gegen Unglückliche, gestraft würde, 7. und wahrscheinlich wäre er zum Tode, wegen der damals herrschenden, Grausamkeit, verdammt worden, wäre er nicht so glücklich gewesen, eine Kirche der Christen zu erreichen. 8. Maximilianus aber, der unter die Feinde fiel, wurde seinem Vater gegen 30000 Goldgülden zurückgegeben. 9. Denn da der Kaiser immer den S. 189 Frieden aufschob, und die Bedingungen1 nicht erfüllte, so durften die Römer nicht mehr wohl aus der Stadt gehen. Daher wurde abermals an den Kaiser wegen des Friedens eine Gesandtschaft abgeschickt, mit der der Bischoff reisete. 10. Auch waren einige Barbaren dabei, von Alarich abgeschickt, um sie gegen die Feinde in Schutz zu nehmen, welche die Straße beunruhigten. 11. Während sie auf der Reise waren, gieng Ataulph, von dem wir erzählten, daß Alarich ihn kommen ließ, über die Alpen, die aus Pannonien nach Venetien führen. 12. Auf die Nachricht davon ließ der Kaiser, der wenige Völker um sich hatte, alle Soldaten, so wohl Fußgänger, als Reuter, die in den Städten waren, nebst ihren Anführern, ihm entgegenrücken. Dem Olympius aber, der die Leibwache befehligte, übergab er dreihundert Hunnen, die in Ravenna waren. Diese stießen bei einer Stadt, Pisa genannt, auf den Feind, erlegten zwölfhundert Gothen, und kehrten bis auf siebzehen, die geblieben waren, ohne Schaden nach Ravenna zurück.
Namentlich wegen der Geisel. ↩
