Fünf und dreißigstes Kapitel. Folgen von der Hinrichtung Stilichos.
1. Nach Stilichos Tode wurde von dem Kaiser alles nach dem Willen des Olympius angeordnet. Er selbst empfieng die Würde eines Magisters1 und die anderen Stellen erhielten, wem er ein Zeugniß gab. 2. Nun suchte man alle Vertraute Stilichos auf, und wer es mit ihm zu halten schien. ― Daher kamen in Untersuchung Deuterius, Vorsteher der Wache des2 Gemachs, und Petrus, Präsident der Notarien. — Sie S. 171 mußten eine gerichtliche Untersuchung ausstehen, und gezwungen, etwas von Stilicho zu sagen. 3. Da sie aber weder gegen sich selbst, noch gegen ihn bekennen konnten, also Olympius seine Absicht verfehlte, so ließ er sie mit Knitteln bis auf den Tod prügeln. 4. Auch noch viele andere wurden, als Mitschuldige Stilichos vor Gericht geführt, und durch Folter zu sagen gezwungen, ob sie etwas davon wissen, daß Stilicho nach dem Kaiserthum trachtete. Da aber niemand etwas davon zu sagen wußte, so viel man sich Mühe gab, so stund man von der Unternehmung ab. 5. Honorius aber trennte sich von seiner Gattin Thermantia, und befahl, sie ihrer Mutter zurück zu schicken, ohne daß sie dadurch in Verdacht kam; den Sohn Eucherius aber überall zur Hinrichtung aufzusuchen. 6. Da man aber fand, daß er in eine der Kirchen Roms seine Zuflucht genommen hatte, so ließ man ihn, aus Ehrfurcht gegen den Ort,3 ruhig. Heliokrates [nicht „Heliskrates“], über den Fiscus gesetzt, brachte ein kaiserliches Schreiben nach Rom, daß die Güter aller derer, die zur Zeit Stilichos ein Amt erhalten hatten, verfallen seyn sollten, und sammelten daher große Summen in den Fiscus. 7. Und wie wenn das nicht schon hinreichend gewesen wäre, den Dämon zu sättigen, der damals alles S. 172 durch die Ketten der Bösewichte fesselte,4 und, wie wenn die Gottheit abwesend wäre, die ganze Menschheit verwirrte, so kam zu dem bisherigen Unglücke auch noch dieses. 8. Als die Nachricht von Stilichos Tode zu den5 Soldaten kam, so überfielen sie die, in jeder Stadt sich befindenden, Weiber und Kinder der Barbaren, brachten sie, wie auf ein gegebenes Zeichen, alle um, und plünderten ihre ganze Habe. 9. Kaum hörten dieses die Verwandten der Gemordeten, so versammelten sie sich, voll Unwillens über eine so grosse Treulossigkeit der Römer, an dem nämlichen Orte, und alle beschlossen, sich zum Alarich zu schlagen, und an dem Kriege gegen Rom Theil zu nehmen. So kamen zu diesem Zwecke dreißig, oder mehrere tausende zusammen!
Eines Magisters vorzugsweise, der über die Magistros officiorum, Mag. memoriae, Mag. scriniorum etc. gesezt war (s. von diesen Aemtern Richter, am angeführten Orte, S. 91. 92. folgg.) gleichsam Kabinets- oder Premier-Minister. ↩
Kaiserlichen. ↩
Damals. s. Kap. 37. ↩
Da das συνέχοντα [synechonta] sich auf nichts bezieht, wenn man das σειρᾶς τ. ἀλι. τ. [seiras t. ali. t.] davon trennt, so glaube ich darf man nach δαίμονα [daimona] keine Distinktion setzen. – Uebrigens scheint die Stelle aus einem verlorenen Tragiker entlehnt zu seyn. ↩
Römische. ↩
