Ein und vierzigstes Kapitel. Rom wird gebrandschatzt.
1. Unter diesen Betrachtungen traf Pompeianus, Befehlshaber der Stadt, einige, die aus Tuscien S. 182 nach Rom kamen, und vorgaben, eine Stadt, Nebeia,1 habe sich von der obwaltenden Gefahr befreiet, und, auf das Gebete zur Gottheit und den Dienst nach alter Sitte, durch die entstandenen gewaltigen Blitze und Donner die drohenden Barbaren vertrieben. 2. Durch Unterredungen mit ihnen wurde er von dem Nutzen der heiligen Gebräuche überzeugt. 3. Da er aber die damals herrschende Meinung bedachte,2 so hielt ers für sicherer, um das, was er beabsichtigte, zu thun, alles dem Bischoffe der Stadt vorzutragen. 4. Es war Innocentius, der das gemeine Wohl seiner eigenen Meinung vorzog, und heimlich erlaubte, zu thun, was sie3 wissen. Sie erklärten, es werde der Stadt nicht nützen, wenn nicht die angenommenen4 Gebräuche vollzogen, und in Gegenwart des Senats auf dem Kapitol und den öffentlichen Plätzen der Stadt, die gesetzlichen Opfer gebracht würden, wie sichs ziemte, aber niemand wagte, an den Opfern der Väter Theil zu nehmen. Man entließ die Tuscier, und wendete sich wieder zu dem Barbaren, um ihn so gut, wie möglich, zu besänftigen. Die nämlichen Abgeordneten wurden wieder abgeschickt, und, nach mancherlei Hin- und Wiederreden, S. 183 endlich beschloßen: die Stadt solle geben 5000 Pfund Goldes,5 30000 Pfund Silbers, 4000 seidene Gewande, 3000 rothe Felle6 und an Gewichte 3000 Pfund Pfeffer. 7. Da aber von Seiten des Staats nicht so viel Geld vorhanden war, so wars für diejenigen vom Senate, die Vermögen hatten, die höchste Nothwendigkeit, nach einer gewissen Aufzeichnung7 zur Abgabe beizutragen. 8. Dem Palladius wurde die Gewalt übergeben, einem jeden nach seinem Vermögen anzusetzen, was er geben sollte, aber es war doch unmöglich, das Ganze zusammen zu bringen, theils weil die Besitzer einen Theil verbargen, theils weil die beständige Habsucht der Regenten Rom in Armuth gestürzt hatte. Daher lenkte der böße Dämon, der damals die Schicksale der Menschen regierte, die Führer dieses Geschäfts zum Gipfel des Unglücks. 9. Denn sie beschloßen, was noch fehlte, durch den Schmuck zu ergänzen, der die Bildsäulen8 noch umgab. 10. Dies war nicht anders, als sie, die wegen Erhaltung des ewigen Glücks der Stadt feierlich aufgestellt, und mit dem geziemenden Schmucke geziert worden waren, izt leblos und unwirksam machen, indem man ihnen einen Theil S. 184 der Einweihung entzog.9 11. Und da alles zusammen kommen sollte, was die Stadt ins Verderben brachte, so wurden nicht nur die Bildsäulen ihres Schmucks beraubt, sondern man schmelzte auch ein, was von Gold und Silber gemacht war. 12. Eine derselben war die Bildsäule der Tapferkeit, welche die Römer Virtus nennen. Mit ihr erlosch alles, was Römer von Tapferkeit und Männlichkeit noch hatten, als welches diejenigen, die sich auf Gottheitsdienst und Gebräuche der Väter verstunden, damals gleich verkündigten.
Andere nennen Larnia. ↩
Daß nämlich die meisten Einwohner Roms Christen waren. ↩
Die Tuscier. ↩
Heidnischen. ↩
Zu Münzen geprägt machte diese Summe 225.100 Goldgulden, oder ungefähr 113.100 Louisd’or. ↩
Saffian, sagt Krause, Geschichte der wichtigsten Begebenheiten etc. B. 2. S. 137. ↩
Des Vermögens. ↩
Der Götter. ↩
Wie wenn Kostbarkeiten ein Götzenbild belebten! ↩
